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Medizin

Kopfschmerzen: Mädchen häufiger betroffen

Sieben von zehn Teenagern leiden bereits unter Kopfschmerzen

Kopfschmerzen sind nicht nur bei Erwachsenen, sondern bereits bei Teenagern an der Tagesordnung. Das bestätigt jetzt eine breit angelegte Studie der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft. Dabei sind offenbar Mädchen besonders häufig betroffen.

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Mädchen haben häufiger Kopfschmerzen

Für die breit angelegte Studie nahmen die Hälfte der Westpommerschen Haupt- Real-, Privatschulen und Gymnasien an einer im Schuljahr 2003/2004 durchgeführten Schülerbefragung teil, über 3.000 Schülerinnen und Schüler füllten die Fragebögen aus. Das Ergebnis zeigte, dass Kopfschmerzen auch schon im Schulalter häufig sind. Sieben von zehn Teenagern gaben an, innerhalb der letzten drei Monate mindestens einmal Kopfschmerzen gehabt zu haben.

Gleichzeitig zeigte sich auch ein deutlicher Unterschied bei den Geschlechtern: Bei den Mädchen waren es 78,9 Prozent, bei den Jungen 59,5 Prozent. Besonders deutlich war der Geschlechtsunterschied bei wiederkehrenden Kopfschmerzen. Diese gaben 48 Prozent der 12- bis 15-jährigen Mädchen und 26,5 Prozent der gleichaltrigen Jungen an. Damit sind Mädchen doppelt so häufig betroffen wie ihre männlichen Altersgenossen.

Bei den Mädchen steigt die Häufigkeit von wiederkehrenden Kopfschmerzen mit dem Alter deutlich von 42,8 Prozent mit 12 Jahren auf 53,6 Prozent mit 15 Jahren an, bei den Jungen hingegen ist der Anstieg statistisch nicht signifikant. „Woran das liegt, wissen wir im Moment noch nicht genau “, räumen die Autoren der Studie ein. Die mit dem Eintritt in die Pubertät verbundenen hormonellen Veränderungen könnten – vor allem bei Migräne – eine Rolle spielen.

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Geschlechterunterschied bei Migräne noch stärker

Noch deutlicher als beim Spannungskopfschmerz ist der Geschlechterunterschied bei Migräne. Diese spielt bei Jugendlichen vor allem dann eine Rolle, wenn man die strengen Kriterien der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft (IHS) an die veränderten Verhältnisse bei Teenagern adaptiert, das heißt wenn man eine Kopfschmerzdauer bereits ab 30 Minuten statt erst ab vier Stunden in die Kategorie „Migräne“ aufnimmt. Bei dieser Definition leiden zwölf von hundert 15-jährigen Mädchen unter Migräne, aber nur vier Jungen.

Mehr Bildung, mehr Kopfschmerz

Jugendliche, die höhere Schulen besuchen, leiden häufiger unter Kopfschmerzen als Hauptschüler. 17,6 Prozent der männlichen Hauptschulabsolventen und 28 Prozent der Gymnasiasten beschrieben Kopfschmerz während der vorausgegangenen drei Monate. Bei den Mädchen waren es 38,8 und vergleichsweise 51,1 Prozent. „Der Zusammenhang zwischen Kopfschmerz und sozialer Herkunft wird allerdings kontrovers diskutiert“, kommentieren die Autoren der Studie. Die wachsenden Kopfschmerzen seien wohl eher die Folge der Mehrbelastung durch Schulstunden und Hausaufgaben.

Schmerztagebuch und Medikamente

Um die therapeutischen Schritte in die richtige Richtung zu lenken, ist das Führen eines Kopfschmerztagebuches ein wichtiges Instrument. Wissenschaftliche Beobachtungen zeigen, dass während der protokollierten Zeit die Häufigkeit der Beschwerden sinkt. „Zwar finden viele Jugendliche das nervig, aber nur das Tagebuch gibt ihnen wirklich einen Überblick über die Ursachen ihrer Kopfschmerzen“, erklärt Dr. Astrid Gendolla von der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Essen. Der Knackpunkt, so die Neurologin, liege gerade bei Jugendlichen im Verstehen der auslösenden Mechanismen.

Aus ihrer Erfahrung mit Jugendlichen kennt Gendolla das ärztliche Dilemma: man möchte eine unnötige Medikation vermeiden, doch „die Jugendlichen wollen kein Entspannungstraining.“ Die Essener Kopfschmerzspezialistin empfiehlt als Alternative einen „edukativen Ansatz“: wenn Jugendliche verstehen, was ihren Kopfschmerz verursacht, können sie auslösende Mechanismen, wie beispielsweise Alkoholkonsum oder Schlafentzug, meiden. Tritt Migränekopfschmerz mindestens einmal pro Woche auf, empfiehlt Gendolla eine medikamentöse Prophylaxe, um die Chronifizierung der Beschwerden zu verhindern.

(ProScience Communications, 30.04.2007 – NPO)

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