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Paläontologie

„Schwester“ aller lebenden Beuteltiere gefunden

Nordamerikanische Beuteltierart lebte vor 32 Millionen Jahren

Schädel des Herpetotheriums © Rosi Roth, Paläontologisches Institut der Universität Zürich

Ein internationales Forscherteam hat anhand neuer Fossilienfunde einen wichtigen Baustein der Evolution der Beuteltiere entdeckt: Sie identifizierten eine 32 Millionen jahre alte Gruppe nordamerikanischer Beuteltiere, die Herpetotherii, als ausgestorbene Schwestergruppe aller heute lebenden Beutler.

Alle heute lebende Beuteltiere wie Kängurus, Wombats, Koalabären oder Beutelratten haben ihren Ursprung auf dem ehemaligen Subkontinent Gondwana: Sie leben auf dessen heutigen „Resten“, in Australien und Südamerika, oder sind – vor der geologisch kurzen Zeitspanne von drei Millionen Jahren – von Süd- nach Nordamerika migriert. Ursprünglich aber waren Beuteltiere weltweit vertreten, dies weist der Fossilbericht – die Summe aller dokumentierten, in Publikationen beschriebenen Fossilvorkommen – nach.

Lückenhaftes Wissen ergänzt

Das Wissen über die heute ausgestorbenen Gattungen ist insgesamt jedoch noch lückenhaft. Besonders bruchstückhaft ist der bisherige Fossilbericht im Falle der ursprünglich in Nordamerika beheimateten marsupialen Säugetiere: Hier basiert er lediglich auf fragmenthafte Zahnfunde. Neue Erkenntnisse liefern nun die Analysen von Professor Marcelo Sánchez von der Universität Zürich und seinem internationalen Forscherteam aus Frankreich, Großbritannien, den USA und Deutschland. Ihre Studie wurde im Wissenschaftsjournal „Proceedings of the Royal Society, Biology Letters“ publiziert.

Die Untersuchung von mehreren aussergewöhnlich gut erhaltenen fossilen Schädeln und von zahlreichem Skelettmaterial, das in Wyoming, USA, entdeckt wurde, gibt Aufschluss über die äußerst wichtige Gruppe nordamerikanischer Beuteltiere, die Herpetotherii. Diese Gruppe von Beutlern existierte vor etwa 32 Millionen Jahren im Oligozän von Nordamerika. Bisher wurde davon ausgegangen, dass es sich bei ihr um eine primitive Gruppe von Beutelratten (Opposums) handelt.

Schwester- statt Untergruppe

Die aktuellen Analysen zeigen hingegen, dass sich die Gattung Herpetotherium wesentlich vom Opposum unterscheidet und dass sie nicht eine Untergruppe, sondern die direkte Schwestergruppe zum gesamten Spektrum heute noch lebender marsupialer Säugetiere bildet. Diese Gruppe ist also gleichsam die Urahnin der ausgestorbenen Schwestern aller heute lebenden Beuteltiere.

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Erstmals können damit Aussagen über Anatomie und Lebensweise dieser Gruppe gemacht werden. So deutet die Untersuchung der Fossilien, die unter anderem mittels Computertomographie und mikroskopischer Auswertung von Zahnstrukturen erfolgte, auf eine terrestrische Lebensweise und auf eine generalisierte Nahrung aus Insekten- und Pflanzenkost hin.

(Universität Zürich, 17.04.2007 – NPO)

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