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Ökologie

Mallorca: Ballermann war besser

Massentourismus ökologisch und ökonomisch sinnvoller als Qualitätstourismus

Massentourismus auf Mallorca © Sascha Böhmke / Pixelquelle

Ballermann, Betonburgen, Billigtourismus: Von diesem Negativimage will Mallorca weg hin zu einem umweltverträglicheren Tourismus auf einer grünen Insel. Aber ist der Qualitätstourismus tatsächlich verträglicher als der Massentourismus? Nein, sagen Forscher der Ruhr-Universität Bochum, denn langjährige Studien zur Landschaftsveränderung auf Mallorca zeigen das Gegenteil. Danach ist der pure Massentourismus aufgrund seiner räumlichen Beschränkung ökologisch und ökonomisch eindeutig besser.

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Die Forscher haben in ihren Untersuchungen Luftbilder aus den 1960er, den 1990er Jahren und 2004 verglichen und sind zu einem erschreckenden Ergebnis gekommen: Wo ursprünglich Wälder, Steilküsten, Garrigue (Strauchheiden) und Macchie (Gebüschformationen) zu finden waren, reihen sich heute die Zweitwohnsitze mit ihren zahllosen Swimmingpools und machen sich Golfplätze breit.

Das bedeutet nicht nur den Verlust ursprünglicher Biotoptypen als Lebensraum und Erholungswert – auch für Touristen -, sondern auch einen Ausverkauf der Insel, so die Forscher. In einigen Gemeinden beträgt der Anteil der Zweitwohnsitze über 60 Prozent. Darüber hinaus kämpft Mallorca seit Jahren mit einem ernsten Wasserproblem.

Jedem Haus sein Pool, jedem Ort sein Golfplatz

Wo jeder Ferienhausbesitzer seinen Rasen bewässert und seinen eigenen Pool füllt, wo Golfplätze satt grün sein sollen, steigt der Wasserverbrauch: Während viele der ländlichen Gemeinden nur einen Pro-Kopf-Verbrauch von weit weniger als 100 Liter Wasser pro Tag verzeichnen, beläuft sich der Konsum in zahlreichen touristischen Gemeinden nach den Ergebnissen der Wissenschaftler auf mehr als 250 Liter pro Kopf und Tag, gelegentlich sogar über 400 Liter. Der tägliche Wasserbedarf eines Golfplatzes von bis zu 2.000 Kubikmetern entspricht dem Tagesverbrauch eines Ortes mit circa 8.000 Einwohnern. Der Wasserverbrauch ist in touristisch geprägten Gemeinden im Sommer doppelt so hoch wie im Winter.

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„Das ökologische Gleichgewicht von Grundwasserneubildung und Grundwasserentnahme ist auf Mallorca auf lange Sicht verloren“, stellt Schmitt fest. Aufgrund des sinkenden Grundwasserspiegels dringt Meerwasser in die Brunnen ein; der Salzgehalt des Trinkwassers erreichte bedenkliche Konzentrationen. Erst der Bau einer Meerwasserentsalzungsanlage schaffte Abhilfe. „Man darf aber nicht vergessen, dass die Versorgung mit dem elementarsten ‚Lebensmittel‘ in Abhängigkeit von einer Hightech-Anlage geraten ist“, so Schmitt.

Massentourismus ist ökologisch und ökonomisch besser

Unter ökologischen Aspekten war der pure Massentourismus aufgrund seiner räumlichen Beschränkung eindeutig umweltverträglicher als das mallorquinische Modell des Qualitätstourismus, das landschaftlich und ökologisch zerstörerisch wirkt und daher auch ein enormes ökonomisches Schadenspotenzial in sich birgt, haben langjährige Studien des Geographen ergeben.

„Der große Unterschied zwischen traditionellem Massen- und neuem Prestigetourismus besteht darin, dass der Massentourismus sehr viel höhere Einnahmen bei gleichzeitig sehr viel geringerem Landschaftsverbrauch erzielt“, fasst Schmitt zusammen. „Eine bessere Lösung als die Erschließung immer neuer Gebiete für den Tourismus wäre die Qualitätsverbesserung in bestehenden Gebieten mit dem Ziel gleich bleibender Gästezahlen.“

(idw – Ruhr-Universität Bochum, 04.04.2007 – DLO)

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