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Klima

Klimawandel kostet Deutschland 3.000 Milliarden Euro

Alle Wirtschaftsbereiche massiv von den Folgen betroffen

Die Anzahl und Intensität von extremen Klimaereignissen wie Stürmen, Dürren oder Starkregenfällen werden auch in Deutschland weiter zunehmen. Dies führt in Zukunft vermutlich zu dramatischen volkswirtschaftlichen Schäden. Sollten nicht schnellstens wirksame Maßnahmen zum Klimaschutz ergriffen werden, könnten sich die durch den Klimawandel insgesamt verursachten Kosten bis zum Jahr 2100 auf fast 3.000 Milliarden Euro belaufen. Dies ist das Ergebnis eines aktuellen Berichts des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin.

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Steigt die globale Oberflächentemperatur bis zum Jahr 2100 um bis zu 4,5°C, entstünden dadurch in Deutschland bereits bis zum Jahr 2050 Kosten von insgesamt knapp 800 Milliarden Euro, so der DIW. Allein die durch Klimaschäden verursachten Kosten betrügen nach Angaben der Wirtschaftsforscher rund 330 Milliarden Euro. Dazu kämen höhere Energiekosten in knapp gleicher Höhe, wovon die privaten Haushalte einen großen Teil tragen müssten.

Wachstumseinbußen von bis zu 0,5 Prozentpunkten

Doch auch das ist noch längst nicht alles: So lägen beispielsweise die Ausgaben für die Anpassung an den Klimawandel bei knapp 170 Milliarden Euro. Der Klimawandel würde damit in den kommenden 50 Jahren nach Einschätzungen des DIW durchschnittlich zu realen gesamtwirtschaftlichen Wachstumseinbußen von bis zu 0,5 Prozentpunkten pro Jahr führen.

Die ökonomischen Auswirkungen des Klimawandels in den kommenden 50 Jahren betreffen laut DIW in Deutschland fast alle Wirtschaftsbereiche. So warten auf die Land- und Forstwirtschaft – unter anderem für eine erhöhte Wasserbereitstellung – Kosten von bis zu drei Milliarden Euro.

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Alpen bald ohne Schnee?

Selbst wenn es gelänge, den globalen Temperaturanstieg auf 1°C zu begrenzen, würden in Zukunft etwa 60 Prozent der heutigen Wintersportgebiete in Deutschland keinen Schnee mehr aufweisen, so die Wissenschaftler in ihrem Report. Insgesamt kämen auf die Tourismusindustrie laut DIW Anpassungskosten von bis zu elf Milliarden Euro zu. Und auf noch ein Problem weisen die Wissenschaftler in ihrem Bericht hin: Mit zunehmender Temperatur werden in Zukunft in Deutschland Krankheiten wie Malaria auftreten, die es bisher nur in tropischen oder subtropischen Gebieten gibt.

Weniger Wasser für die Kühlung der Kraftwerke

Auch für die zweite Hälfte des 21. Jahrhunderts zeichnet der DIW für Deutschland ein düsteres Bild: So wird der Anstieg der Temperatur beispielsweise zu einer deutlichen Zunahme der Hitzebelastung führen. Dadurch häufen sich hitzebedingte Sterbefälle und in der Wirtschaft oder in den Behörden wird es zu einem deutlichen Leistungsabfall bei den Beschäftigten kommen. Laut DIW könnten dadurch dem Gesundheitssektor zusätzliche Kosten in Höhe von bis zu 61 Milliarden Euro entstehen.

Und auch die Energiewirtschaft ist vermutlich von den Folgen des Klimawandels massiv betroffen: Hier könnte beispielsweise eine Verknappung des Angebots zu erhöhten Energiekosten führen. Ursache: Aufgrund von der künftig regelmäßig auftretenden Ebbe in den Flüssen wird nicht genügend Wasser für die Kühlung der Kraftwerke vorhanden sein. Stürme oder extreme Eislasten können zudem die Energieinfrastruktur und die Ölförderung beeinträchtigen, so der DIW.

Kommt es tatsächlich zu einer Energiepreiserhöhung etwa um 20 Prozent, entstehen nach den Berechnungen der Wissenschaftler volkswirtschaftliche Kosten von bis zu knapp 130 Milliarden Euro. Darüber hinaus werden Versicherungsunternehmen durch die Zunahme extremer Klimaereignisse und durch die dadurch verursachten Kosten nach den Ergebnissen der Studie extrem belastet. Insbesondere bei großen Rückversicherungsunternehmen fallen in den kommenden 50 Jahren zusätzliche Kosten von bis zu 100 Milliarden Euro an.

Umfrage: Jeder vierte Deutsche ändert sein Verhalten

Während in Politik und Wirtschaft noch über wirksame Maßnahmen zum Klimaschutz beraten wird, nehmen viele Bürger den Klimawandel offenbar sehr ernst. Und sie sind bereit direkt dagegen was zu unternehmen. So erklärten 28 Prozent der Deutschen in einer Umfrage des Hamburger Magazins stern, dass sie ihr Verhalten ändern, um die Umwelt zu schonen.

Von diesen Umweltbewussten versuchen 87 Prozent im Haushalt Energie zu sparen. 70 Prozent lassen ihr Auto öfter stehen. Zu Energiesparprodukten greifen 67 Prozent, 60 Prozent schränken das Heizen in ihrer Wohnung ein. Auf Flugreisen verzichten 39 Prozent und 28 Prozent kaufen kein Obst und Gemüse aus fernen Ländern. Bei der Liste mit konkreten Maßnahmen waren Mehrfachnennungen möglich.

(DIW/stern, 15.03.2007 – DLO)

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