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2050 mehr als neun Milliarden Menschen?

UN: Bevölkerungsexplosion in den Entwicklungsländern

Trotz leicht sinkender Kinderzahlen wächst die Weltbevölkerung jährlich immer noch um 78 Millionen Menschen. Nach der mittleren Variante der neuesten Projektionen der Vereinten Nationen wird es bis zum Jahr 2050 einen Zuwachs von 2,5 Milliarden Menschen geben. Zur Jahrhundertmitte werden dann 9,2 Milliarden Menschen auf der Erde leben – heute sind es 6,7 Milliarden. So lauten die Ergebnisse der aktuellen Bevölkerungsprojektionen der Vereinten Nationen, die die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) gestern in Deutschland vorgestellt hat.

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Das Bevölkerungswachstum findet dabei laut dem Report in Zukunft ausschließlich in den Entwicklungsländern statt. Dort wird die Bevölkerung in den nächsten 43 Jahren von 5,4 auf 7,9 Milliarden Menschen anwachsen. In den Industrieländern dagegen bleibt die Bevölkerungszahl bei etwa 1,2 Milliarden nahezu konstant.

Bevölkerungsexplosion in den 50 ärmsten Ländern der Welt

„Vor allem die am wenigsten entwickelten Länder wachsen immer noch rasant“, so Catherina Hinz von der DSW. „In den 50 ärmsten Ländern der Welt wird die Bevölkerung sich bis 2050 von 0,8 auf 1,7 Milliarden Menschen mehr als verdoppeln.“ In Ländern mit junger Altersstruktur wie Afghanistan, Uganda, Niger oder dem Kongo, wird sich die Bevölkerung in den nächsten 43 Jahren sogar verdreifachen.

„Es ist dringend notwendig, dass in diesen Ländern Maßnahmen der Familienplanung stärker gefördert werden. Nur wenn sich das Bevölkerungswachstum verlangsamt, können diese Länder die Armut erfolgreich bekämpfen. Die rasant wachsende Bevölkerung überfordert bereits heute die Gesundheits- und Bildungssysteme dieser Staaten“, hebt Hinz hervor.

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Die UN-Projektionen gehen davon aus, dass die durchschnittliche Fertilität in den Entwicklungsländern bis 2050 von heute 2,75 auf 2,05 Kinder pro Frau sinken wird. „Um dieses Ziel zu erreichen, wären allein in Afrika zusätzliche Investitionen von 70 Millionen US-Dollar pro Jahr in Familienplanungsdienste notwendig“, sagt Hinz.

HIV/Aids senkt Lebenserwartung in Afrika

Obwohl die Anzahl der Aids-Erkrankten, die eine antiretrovirale Therapie erhalten, deutlich gestiegen ist, wirkt sich Aids immer noch stark auf die Lebenserwartung in vielen Entwicklungsländern aus, so die DSW. Im südlichen Afrika, wo die HIV-Infektionsraten am höchsten sind, ist die Lebenserwartung aufgrund der Immunschwächekrankheit von 62 Jahren im Zeitraum 1990 bis 1995 auf nur noch 49 Jahre in 2005 bis 2010 gesunken. Voraussichtlich wird die Lebenserwartung erst um 2045 wieder eine den Anfang der 1990er Jahren vergleichbare Höhe erreichen.

Trotz der hohen Mortalitätsrate steigt das Bevölkerungswachstum im südlichen Afrika jedoch noch um 0,6 Prozent pro Jahr. „Neben der Behandlung der Aids-Kranken ist es für die Zukunft wichtig, weitere Infektionen zu verhindern. Dafür ist es notwendig, die HIV-Prävention stärker auszubauen und mit anderen Maßnahmen der reproduktiven Gesundheit wie Familienplanung und Schwangerschaftsbetreuung stärker zu verschränken“, so Hinz.

Die Welt altert – vor allem die Industrieländer

Ein weiterer Trend, der aus den neuen Zahlen der Vereinten Nationen hervorgeht, ist die deutliche Alterung der Weltbevölkerung bis zur Jahrhundertmitte. Weltweit wird sich die Anzahl von Personen im Alter von über 60 Jahren bis 2050 von 673 Millionen auf zwei Milliarden verdreifachen. In den Industrieländern wird der Anteil der über 60-Jährigen von 20 Prozent auf 33 Prozent im Jahr 2050 steigen. Auf jedes Kind kommen dann mehr als zwei Personen über 60.

Europa wird bis 2050 nach Angaben der DSW um 67 Millionen Menschen schrumpfen. Schon heute können 28 Industrieländer aufgrund niedriger Geburtenraten einen Bevölkerungsrückgang nur durch die Aufnahme von Migranten verhindern oder zumindest moderate Zuwächse verzeichnen. Auch Deutschland gehört mit jährlich 150.000 Einwanderern zu dieser Gruppe.

(DSW, 14.03.2007 – DLO)

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