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Umwelt

77 Prozent der Meeresbestände überfischt

UN-Report veröffentlicht alamarmierende Zahlen

Gefangener Kabeljau © WWF-Canon / Mike R. Jackson

Alarmierende Zahlen zum Zustand der Fischbestände in den Weltmeeren hat jetzt ein neuer UN-Report aufgezeigt, der am Montag in Rom von der Welternährungsorganisation FAO vorgestellt wurde. Demnach sind bereits 77 Prozent der weltweiten Fischbestände überfischt oder bis an ihre Grenzen ausgebeutet. Der Nordostatlantik und damit auch die Nordsee zählen zu den am stärksten überfischten Regionen der Weltmeere.

Jedes Jahr werden 86 Millionen Tonnen Fisch aus den Meeren gefangen.

Zu den am stärksten bedrohten Arten zählen laut dem FAO-Report Riesenhaie, Kabeljau, Seehecht, Granatbarsch und Roter Tunfisch. Bis zu zwei Drittel ihrer Bestände seien überfischt oder bereits zusammengebrochen. Besonders auf Hoher See seien viele Arten massiv gefährdet. Die Zahl der nur moderat ausgebeuteten Fischbestände ist laut FAO seit den 1970er Jahren bis heute von 40 auf 23 Prozent gesunken.

Zeit zum Umsteuern immer knapper

Im letzten Jahr hatte eine Studie der Umweltorganisation WWF bereits das weitgehende Versagen der internationalen Fischereiabkommen nachgewiesen, die die Fischerei außerhalb der nationalen 200 Seemeilen-Zonen regeln. Viele Staaten halten sich nicht an die vereinbarten Fangquoten. "Wir müssen die Plünderung der Ozeane stoppen. Der UN-Report macht deutlich, dass die von Politik und Wirtschaft versprochene Trendwende ausgeblieben ist. Die Zeit zum Umsteuern wird immer knapper. Wenn die Menschheit so weiter macht, könnten die globalen Fischbestände bis Mitte des Jahrhunderts komplett zusammenbrechen", so WWF-Fischereiexpertin Heike Vesper.

"Unser Guthabenkonto wird immer kleiner", so Vesper. "Die weltweite Fischerei ist ein Kollaps-Programm. Vielen Fischereien droht in absehbarer Zeit das Aus. Trotzdem verhalten wir uns noch immer so, als seien die Ozeane ein Selbstbedienungsladen mit unbegrenztem Angebot." Angesichts der massiven Überfischung sei es ein Skandal, dass der Ausbau der Fangflotten jedes Jahr mit 11 Milliarden Euro subventioniert werde.

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Noch nicht zu spät

Fischzuchten decken laut der FAO heute bereits 43 Prozent des menschlichen Fischkonsums. "Die rasant wachsenden Aquakulturen sind kein Königsweg aus der Fischereikrise", mahnt jedoch WWF-Sprecherin Vesper. Oftmals wird das Problem nur verschoben, denn auch der Zuchtfisch muss mit wild gefangenem Fisch oder Fischmehl gefüttert werden.

Zur Lösung der Fischereikrise sei es aber noch nicht zu spät, betont der WWF. "Politik und Fischereilobby müssen endlich aufhören, an dem Ast zu sägen, auf dem sie sitzen", so Vesper. Der WWF fordert daher, mindestens zehn Prozent der Meere unter Schutz zu stellen. Zudem müssten umweltverträglichere Fangmethoden eingeführt werden. Große Hoffnungen setzen die Umweltschützer in das blaue Siegel des "Marine Stewardship Council" (MSC). Es garantiert, dass nicht mehr Fisch gefangen wird, als nachwächst. Immerhin vier Prozent des Weltfischfangs trägt bereits das Öko-Zertifikat – Tendenz steigend.

(WWF, 06.03.2007 – NPO)

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