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Technik

Winzige Lichtschalter für schärfere Bilder

Neue Technik für die Fluoreszenz-Mikroskopie

Stefan Hell im Fluoreszenzmikroskop-Labor © MPI für biophysikalische Chemie

Vor wenigen Tagen ist der Startschuss für ein ehrgeiziges Forschungsprojekt zur Weiterentwicklung der Lichtmikroskopie gefallen. Ein bundesweiter Forscherverbund will eine fluoreszenzmikroskopische Technik entwickeln, die lebende Zellen mit einer bisher ungekannten Schärfe abbildet.

Das wissenschaftliche Potential des neuen Verfahrens ist enorm: Es soll erstmals Vorgänge im Inneren von lebenden Körperzellen detailliert sichtbar machen. Damit wäre es beispielsweise möglich, den Weg eines Medikamentenwirkstoffs in die Zellen eines Organs zu beobachten. Die Technologie könnte helfen, Krankheiten bereits in ihrer Entstehungsphase zu erkennen, ihre Ursachen zu verstehen und – so das Fernziel – sie gezielt am Entstehungsort zu therapieren.

Das Projekt ist eine konsequente Fortsetzung der im vergangenen Jahr mit dem Deutschen Zukunftspreis ausgezeichneten Arbeiten von Professor Stefan Hell vom Göttinger Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie. Er hatte ein äußerst scharfes Lichtmikroskop entwickelt, das die bislang als unüberwindbar geltende physikalische Beugungsgrenze außer Kraft setzt, und damit die Fachwelt in Erstaunen versetzt.

Grenzen der Lichtmikroskopie ausgeweitet

Bisher erlaubte das Lichtmikroskop nur einen unscharfen Blick in die Körperzellen. 200 Nanometer, 200 Millionstel Millimeter, ist die maximale Auflösung – viel zu grob, um die meisten Biomoleküle zu erkennen. Um schärfere Bilder zu erzeugen, nutzt der Göttinger Forscher das Phänomen der Fluoreszenz. Er heftet fluoreszierende Moleküle an die zu untersuchenden Biomoleküle und bringt sie unter dem Mikroskop durch Laserbestrahlung zum Leuchten.

Der entscheidende Trick ist, die fluoreszierenden Moleküle dabei wie winzige Lichtschalter gezielt an- und auszuschalten. Das ermöglicht eine optische Auflösung weit unterhalb von 100 Nanometern und damit just jene Genauigkeit, die man zur Beobachtung der Zellbausteine braucht.

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Noch viel Forschungsarbeit nötig

Bevor die neue Technologie in der medizinischen Forschung eingesetzt werden kann, ist allerdings noch viel Entwicklungsarbeit zu leisten. Daher bringt der jetzt ins Leben gerufene Forscherverbund führende Experten auf den Gebieten der organisch-chemischen Synthese, der Farbstoffchemie und Photophysik sowie der Fluoreszenzmikroskopie zusammen. Hierzu gehören die Arbeitsgruppen von Professor Markus Sauer und Professor Jochen Mattay an der Universität Bielefeld, von Professor Karl-Heinz Drexhage an der Universität Siegen, von Professor Stefan Hell am Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie sowie von Privatdozent Jörg Enderlein am Forschungszentrum Jülich.

Diese werden in der zweijährigen Projektlaufzeit neue wasserlösliche Fluoreszenz-Farbstoffe entwickeln, die sich als molekulare Schalter eignen. Gleichzeitig sollen auch die optischen Anregungs- und Nachweistechniken weiter optimiert werden. Im Erfolgsfall soll später mit Industriepartnern an der industriellen Umsetzung und Vermarktung der Verfahren und speziellen Schalter gearbeitet werden.

(Forschungsschwerpunkt Biophotonik, 21.02.2007 – NPO)

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