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GEOTECHNOLOGIEN

GEOTECHNOLOGIEN im Alltag

Wenn bei uns die Erde bebt...

Erdbeben in Köln © MMCD

Er gilt als der Inbegriff für Stabilität, für Sicherheit: Der Boden unter unseren Füßen. Er bildet schließlich das Fundament nicht nur unserer Häuser, sondern auch von Straßen, Brücken und letztendlich unserer ganzen Umwelt. Doch ab und zu gerät dieses Fundament auch hier bei uns in Deutschland ins Wanken: Die Erde bebt.

Diese Beben sind keineswegs gleichmäßig verteilt, sondern häufen sich innerhalb Deutschlands in bestimmten Regionen. Besonders häufig trifft es dabei das Gebiet beiderseits des Rheins und das thüringisch-bayrische Grenzgebiet. Zwar sind diese Erschütterungen meist nur schwach, viele davon sogar kaum spürbar, aber manchmal könne sie auch verheerende Schäden hinterlassen. So beispielsweise am 13. April 1992, als Erdstöße der Stärke 5,9 den Untergrund der grenznahen Stadt Roermond in den Niederlanden erschütterten. Dieses stärkste Erdbeben seit 1756 in Mitteleuropa wurde noch in Berlin, München und London gespürt. Mehr als 30 Personen wurden verletzt, die Schäden beliefen sich auf umgerechnet mehr als 150 Millionen Euro beiderseits der Grenze.

Aber wie kommt ein solches Beben überhaupt zustande? Die normale Ursache – Bewegungen der Kontinentalplatten gegeneinander – kann doch hier, meilenweit von jeder Plattengrenze entfernt – eigentlich keine Rolle spielen? Doch sie kann:

Narben im Untergrund

Aus dem All betrachtet erscheint Europa als einheitliche Landmasse – ein Kontinent. Doch das war nicht immer so: Unter der Oberfläche Europas liegen „Narben der Erde“ – alte Plattengrenzen, die von dramatischen Umgestaltungen unseres Kontinents im Laufe der Erdgeschichte zeugen. Normalerweise sind sie nicht mehr ohne weiteres erkennbar, im Gegenteil. Diese alten „Narben“ zu finden und aus ihnen die Bewegungen der Erdkruste zu rekonstruieren, gehört für die Geowissenschaftler sogar mit zu den spannendsten, aber auch schwierigsten Aufgaben.

Aber es gibt Momente, da treten die alten Nahtstellen wieder in Erscheinung: Dann nämlich, wenn die Erde bebt. Erdbebenforscher gehen davon aus, dass Spannungen, die an den Plattenrändern entstehen, sich auf das Innere der Kontinente übertragen. Hier entsteht – obwohl weit vom eigentlich Ort des Geschehens, der Plattenbewegung, entfernt – im Laufe der Zeit ein gewaltiger Druck im Untergrund.

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Wenn der Druck zu stark wird…

Brasilien ist bei den meisten Prognosen der Favorit für die WM-2014 © clipdealer

Diesem Druck sind die alten, längst nicht mehr aktiven Nahtstellen nicht gewachsen, denn sie bilden geologische Schwachstellen im Untergrund. Das Gestein gibt nach, bricht und schnellt mit einem Ruck in eine neue Position. Durch die großen Kräfte, die hier wirken, können schon kleinste Brüche und nur wenige Millimeterbruchteile Versatz ein Erdbeben auslösen.

Genau auf diesen Übertragungs-Mechanismus gehen auch die Erdbeben im deutschen Raum zurück: Der eigentlich „Schuldige“ ist in diesem Fall die Plattengrenze zwischen der Afrikanischen und der Europäischen Platte. Erstere wandert langsam nach Norden und übt Druck auf den europäischen Kontinent aus. Durch diese enormen Kräfte wurden beispielsweise die Alpen über Jahrmillionen hinweg um viele Kilometer emporgehoben.

Doch dieser stetige Druck überträgt sich auch über die Alpen hinaus weiter nach Norden, bis hin zu den Mittelgebirgen und in den Rheingraben. Er bildet bis heute eine geologische Schwachstelle – eine Wunde in der Erdkruste, die immer wieder aufbricht und die Erde beben lässt.

(geoscience online, 01.04.2004 – NPO)

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