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Neurobiologie

Woran erkennen Kleinkinder ihre Muttersprache?

Betonung als wesentliches Indiz identifiziert

Kleinkinder können sehr schnell ihre Muttersprache von anderen Sprachen unterscheiden – aber woran erkennen sie diese? Genau das erforschen zurzeit Potsdamer Wissenschaftler in einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt.

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In dem aktuellen Forschungsvorhaben geht es speziell um die Frage, wie Kinder Wörter ihrer Muttersprache erkennen lernen, obwohl Sprache aus einem Silbenstrom besteht. Das Team um Barbara Höhle, Professorin im Institut für Linguistik, will wissen, woran die Kleinen erkennen, wo ein Wort anfängt und wo es endet. Erkenntnisse dazu erhofft es sich durch Tests mit Probanden, die nur vier bis 24 Monate alt sind.

Nachgewiesen haben die Potsdamer Linguisten bereits, dass schon sechs Monate alte Kinder, das typische Wortbetonungsmuster ihrer Muttersprache erkennen. Das Betonungsmuster im Deutschen, wonach die meisten Wörter auf der ersten Silbe betont werden, spielt offensichtlich für die Kinder eine entscheidende Rolle bei der Erkennung von Wörtern.

In einem zweiten Schritt geht es nun aber auch darum zu erschließen, wie die Kinder die für ihre Sprache typische Betonung überhaupt herausfinden und ob bei Sprachen mit anderem Betonungsmuster dieses die gleiche Rolle bei der Spracherkennung spielt. Um das zu klären, werden in Tests deutsche und türkischstämmige Kinder, die in Deutschland leben, verglichen. Das Bild komplettieren sollen Untersuchungen an Kindern in der Türkei. Das Türkische ist von den Wissenschaftlerinnen deshalb gewählt worden, weil hier anders als im Deutschen die Betonung eines Wortes auf der letzten Silbe liegt.

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Neben der Betonung wird auch die Rolle der Vokalharmonie, eine Besonderheit des Türkischen, die es im Deutschen nicht gibt, für das Erkennen von Wörtern aus dem Sprachfluss untersucht. Erste Ergebnisse weisen darauf hin, dass türkische Kinder vokalharmonische Wörter gegenüber nicht vokalharmonischen beim Hören bevorzugen. Deutsche Kinder zeigen in den entsprechenden Untersuchungen keine Vorlieben.

(Universität Potsdam, 08.02.2007 – NPO)

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