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Raumfahrt

Erster Blick auf „titanische“ Wolke

Nordpol des Saturnmonds Titan von gewaltiger Wolke bedeckt

Wolke über den Titan-Nordpol © NASA/JPL/University of Arizona

Eine gewaltige Wolke aus Kohlenwasserstoffen überdeckt den Nordpol des Saturnmonds Titan. Sie reicht bis hinab zum 62. Breitengrad und könnte auch für das Auffüllen der auf der Oberfläche entdeckten Methanseen verantwortlich sein. Erstmals hat nun die Sonde Cassini genauere Bilder dieser Wolke übermittelt, deren Dimensionen selbst die Planetenforscher in Erstaunen versetzt.

Dass eine solche Wolke existiert, hatten bereits zuvor Modelle und Messdaten angedeutet, doch erst jetzt konnten die Wissenschaftler des Cassiniprojekts das Gebilde mit eigenen Augen und in allen Details betrachten. „Wir wussten, diese Wolke musste da sein“, erklärt Christophe Sotin von der Universität Nantes in Frankreich, einer der Mitglieder des Cassini-Bildauswertungsteams. „aber wir waren erstaunt über ihre Größe und ihre Struktur. Dieses Wolkensystem könnte ein Schlüsselelement für die Bildung organischer Verbindungen und ihre Wechselwirkung mit der Oberfläche sein.“

Speist die Wolke die Methanseen?

Die Wolke besteht größtenteils aus den Kohlenwasserstoffen Ethan, Methan und anderen organischen Verbindungen und misst rund 2.400 Kilometer im Durchmesser. Damit überdeckt die die gesamte Nordpolregion des Saturnmondes. Nach Ansicht der Forscher könnte sie möglicherweise auch für das Material verantwortlich sein, dass die erst kürzlich auf der Oberfläche des Mondes entdeckten Methanseen füllt. Die letztes Jahr vom Radar der Cassini-Sonde aufgespürten Seen liegen ebenfalls in der Nordpolregion und könnten daher mit den Wolken in engem Zusammenhang stehen.

Ähnlich wie der Wasserkreislauf auf der Erde scheint auch auf dem Titan ein Kreislauf zwischen flüssigem Methan in den Seen der Oberfläche und dem verdampften Methan in der Atmosphäre zu bestehen. Regen oder Schnee aus den Wolken füllt die Seen auf, Verdunstung aus den Seen liefert der Wolke „Nachschub“.

Jahreszeiten beeinflussen Wolkenaktivität

Daten weiterer Messungen zeigen, dass das Wolkensystem des Titan auch jahreszeitlichen Veränderungen unterworfen ist. Eine Jahreszeit auf dem Saturnmond entspricht in etwa sieben Erdenjahren. Basierend auf globalen Zirkulationsmodellen haben die Wissenschaftler berechnet, dass eine solche Wolke rund 25 Jahre bestehen bleiben kann, dann vier bis fünf Jahre nahezu verschwindet, bevor sie dann erneut für 25 Jahre den Pol überdeckt. Möglicherweise verschiebt sich die Wolkenaktivität in den „Pausenjahren“ dann in Richtung Südpol. „Mit 16 weiteren Vorbeiflügen haben wie die Möglichkeit, die Entwicklung dieses Wolkensystems über die Zeit zu beobachten“, erklärt Stephane Le Mouelic, ebenfalls Mitglied des Cassini-Bildauswertungsteams.

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(ESA, 05.02.2007 – NPO)

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