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Umwelt

Pantanal ist "Bedrohter See des Jahres 2007"

Größtes Binnenfeuchtgebiet der Erde bedroht

Der tropische Regenwald © Avis Multimedia Entertainment Inc.

Das südamerikanische Pantanalfeuchtgebiet ist "Bedrohter See des Jahres 2007": Dies hat jetzt die internationale Umweltstiftung Global Nature Fund (GNF) bekannt gegeben. Abholzung, Monokulturen, intensive Viehwirtschaft sowie Gold- und Diamantengewinnung bedrohen das von Savannen, Tropenwäldern, Flüssen, Sümpfen und Seen geprägte Areal, so die Umweltstiftung.

Beispielsweise mit dem Bau von neuen Ethanolfabriken setze sich die negative Entwicklung auch in Zukunft fort. Bis zum Jahr 2050 könnte dieses weltweit größte Feuchtgebiet ganz verschwunden sein, so der der GNF anlässlich des Welttags der Feuchtgebiete am 2. Februar 2007.

Das Pantanal mit seinen Anrainern Brasilien, Paraguay und Bolivien ist mit rund 140.000 Quadratkilometer Fläche doppelt so groß wie Bayern. Über 1700 Pflanzenarten, 665 verschiedene Vogel-, 265 Fisch- und 123 Säugetierarten sind der Grund, warum das Pantanal von den Brasilianern zu Recht als "Garten Eden" bezeichnet wird. Zu den prominenten Pantanalbewohnern aus der Tierwelt zählen Jaguar, Ozelot und Brillenkaiman, der riesige Jabiru-Storch und der vom Aussterben bedrohte Hyazinth-Ara. Doch vielleicht schon nicht mehr lange.

Die Totengräber des Pantanals

"Im Einzugsgebiet des Pantanals werden immer mehr Soja und Ethanol für die Märkte in Europa und Nordamerika produziert – auf Kosten unserer einzigartigen Natur", so Adalberto Eberhard, Gründer der brasilianischen Naturschutzorganisation ECOTROPICA. "Abholzung, Erosion und Vergiftung unserer Flüsse und Seen im Pantanal sind die Folge der erweiterten Anbauflächen für Soja und Zuckerrohr. Durch ihre jüngste Genehmigung für den Bau von Ethanolfabriken erweist sich die Regierung von Mato Grosso do Sul als Totengräber des Pantanals".

Die Regierung des brasilianischen Bundesstaates Mato Grosso do Sul hat trotz massiven Widerstandes von Umweltschützern kürzlich den Bau von Ethanol-Destillen im Einzugsbereich des Pantanals genehmigt. Dadurch gelangen ungeklärte Abwässer in das weit verzweigte Flusssystem des Feuchtgebietes. Lebensräume seltener und vom Aussterben bedrohter Arten müssen Zuckerrohrplantagen weichen. ECOTROPICA und GNF fordern wegen der dramatischen Auswirkungen auf das sensible Ökosystem des Pantanals eine Rücknahme dieser Entscheidung.

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Infolge der wachsenden Nachfrage nach Biotreibstoffen in den USA und in Europa will Brasilien seine auf Zuckerrohr basierende Ethanolproduktion von gegenwärtig jährlichen 21 Milliarden Liter bis zum Jahr 2010 um rund die Hälfte steigern. Auch der Anbau von Soja soll ausgeweitet werden. Neben der Verwendung als Futtermittel eignet sich die Nutzpflanze als Biotreibstoff. Brasilien ist mit 50 Millionen Tonnen der zweitgrößte Sojaproduzent der Welt.

Soja- und Zuckerrohrfelder so weit das Auge reicht

Bereits heute dehnen sich riesige Soja- und Zuckerrohrfelder in ursprünglich bewaldeten, höchst artenreichen Savannenlandschaften, den so genannten Cerrados, aus. Ein intakter Hochland-Cerrado ist jedoch von wesentlicher Bedeutung für den natürlichen Wasserhaushalt des tiefer gelegenen Pantanal-Überschwemmungslandes. Rodung und Bodenverdichtung durch den Einsatz schwerer Landmaschinen führen zu Erosion und Veränderung des Wasserregimes. Die eingesetzten Kunstdünger und Pestizide werden ausgeschwemmt und verschlechtern die Wasserqualität der ins Pantanal fließenden Flüsse.

Kleinbauern zählen nach bisherigen Erfahrungen zu den wirtschaftlichen Verlierern gegenüber des von Großkonzernen und Großgrundbesitzern betriebenen, kapitalintensiven, großflächigen und industrialisierten Soja- und Zuckerrohranbaus.

"Die großflächige Erzeugung von Soja und Ethanol haben im Einzugsbereich des Pantanals nichts zu suchen", so Marion Hammerl, Präsidentin des GNF. "Aufgrund des hohen Energieeinsatzes und einhergehender Brandrodung sind Soja und Ethanol keine Lösung für die Energieprobleme in Europa."

(Global Nature Fund (GNF)/Deutsche Umwelthilfe, 02.02.2007 – DLO)

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