Bis zu 20.000 Seevögel sind allein in den letzten Wochen nach den Havarien der Frachter „Server“ und „Napoli“ dem dabei ausgeströmten Schweröl zum Opfer gefallen. Darauf hat jetzt der WWF hingewiesen.
Die Umweltorganisation erneuerte deshalb ihre Forderung an die Internationale Schifffahrtsorganisation IMO und die Europäische Union, genau zu prüfen, ob Containerschiffe und Öl-Tanker bei stürmischer See nicht besser im Hafen bleiben sollten. So könne das Risiko von Umweltkatastrophen gemindert werden. Sowohl die „MSC Napoli“ als auch die "Server" waren bei Sturm in Seenot geraten.
Mehr als 500 Tonnen Schweröl ausgeströmt
Allein die seit drei Wochen anhaltende Ölpest vor der norwegischen Küste hat nach Schätzungen des WWF bereits jetzt bis zu 10.000 Vögel das Leben gekostet, darunter Papageientaucher, Trottelummen, Eiderenten, Kormoranen, Möwen und Reiher. Am 12. Januar war der Frachter „Server“ vor der norwegischen Küste auseinander gebrochen und hatte 370 Tonnen giftiges Schweröl verloren. 170 Kilometer Küste sind betroffen.
Bislang konnte mit Hilfe des WWF etwa 250 Tonnen veröltes Material eingesammelt werden. Die Reinigungsarbeiten werden noch mehrere Wochen andauern. Während der vordere Teil des Frachters bereits in einen Nothafen geschleppt werden konnte, liegt der hintere Teil noch immer in der Nordsee. Möglicherweise befinden sich hier noch weitere an 50 Tonnen Schweröl an Bord.
Nach der Havarie des Frachters „Napoli“ an der englischen Küste vorletzte Woche rechnet die königliche britische Vogelschutzgesellschaft mit bis zu 10.000 betroffenen Seevögeln. Der Frachter hatte etwa 200 Tonnen Schweröl verloren.
"Damit sind den jüngsten Schiffsunfällen in Europa bis zu 20.000 Seevögel zum Opfer gefallen", resümiert WWF-Vogelschutzexperte Hans-Ulrich Rösner. Verölte Vögel haben kaum eine Überlebenschance, so die Umweltschutzorganisation. In Norwegen konnten bislang erst etwa 40, in England etwa 800 Tiere geborgen werden. Englische Experten rechnen damit, dass nur etwa ein Drittel der Vögel nach einer intensiven Reinigung wieder ausgesetzt werden kann.
Nur ein Prozent überlebt
Nur etwa ein Prozent der freigelassenen Vögel überlebt jedoch das erste Jahr. Dies hätten Untersuchungen gezeigt, so der WWF. "Die Bemühungen, verölte Vögel zu retten, sind meist vergeblich. Die freigelassenen Tiere sterben oft nach wenigen Wochen oder Monaten. Sie leiden unter Folgeschäden wie der Vergiftung innerer Organe oder Verhaltensänderungen, die ihre Fitness beeinträchtigen und oft auch noch den Nachwuchs schädigen", erläutert WWF-Experte Rösner. "Die Folgen einer Ölpest für Seevögel sind kaum wieder gut zu machen."
(WWF, 01.02.2007 – DLO)