Die Trichomoniasis wird durch Parasiten ausgelöst und ist mit 170 Millionen Neuansteckungen pro Jahr eine der häufigsten Geschlechtskrankheiten weltweit. Jetzt haben Wissenschaftler das Erbgut des Erregers entschlüsselt. Das verblüffende Ergebnis: Das Genom von Trichomonas vaginalis besitzt drei mal so viele Gene wie das des Menschen.
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Die Wissenschaftler berichten über die Ergebnisse ihrer Studie im Wissenschaftsmagazin Science. Einzige in Deutschland tätige Wissenschaftlerin unter den insgesamt 66 Autoren aus zehn Ländern: Dr. Katrin Henze vom Institut für ökologische Pflanzenphysiologie und Geobotanik der Universität Düsseldorf.
Von der Infektion mit Trichomonas betroffen ist der Uro-Genitaltrakt des Menschen. Das Krankheitsbild: bei Frauen Juckreiz in der Scheide, bis hin zu blutigem Ausfluss, ja zur Fehlgeburt. Beim Mann gehören Entzündungen an der Eichel, der Harnröhre, Harnblase und Prostata zu den auffälligsten Symptomen. Verletzungen im Schleimhautgewebe bieten dann, so die Forscher, ideale Eintrittsmöglichkeiten für eine HIV-Infektion. "Das wissenschaftliche Interesse an der Trichomoniasis war bislang eher gering. Aber gerade durch die weltweite AIDS-Gefahr beschäftigen sich immer mehr Forschergruppen mit der Krankheit", so Henze.
160 Millionen Basenpaare bestimmt
Trichomonas vaginalis gehört zu den Protozoen und damit zu den einzelligen Lebewesen. Die US-amerikanische Gen-Forschungsorganisation TIGR (The Institute of Genome Research) hat
die Erbsubstanz des Erregers entschlüsselt. In insgesamt drei Jahren wurden dabei 160 Millionen Basenpaare bestimmt. Henze: "Das Genom erwies sich als zehnmal so groß wie erwartet und enthält etwa dreimal so viele Gene wie das Genom des Menschen!"
Henze und ihre kleine Düsseldorfer Forschergruppe von drei Doktoranden und vier Diplomanden arbeiten nun daran, die Funktionen einiger dieser Gene zu ermitteln. Leitfrage: Welche Fähigkeiten hat der Erregerorganismus über seine Gene?
"Wir versuchen, mit Hilfe der Gene die Entwicklungsgeschichte von Trichomonas vaginalis zu verstehen, seinen Stoffwechsel und Pathogenitätsmechanismus. Daraus können sich dann auch neue Diagnose- und Therapieverfahren entwickeln.", so Henze. Hintergrund: Die Krankheit kann zwar medikamentös bekämpft werden, "aber wir stellen zunehmend Resistenz gegen den zur Verfügung stehenden Wirkstoff fest. Irgendwann wirkt die bisherige Therapie nicht mehr."
(idw – Universität Düsseldorf, 30.01.2007 – DLO)