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Geowissen

Korallen als Regenmesser

Bestimmung von Niederschlagsvariationen mithilfe von Nesseltieren

Aus dem Wachstum tropischer Korallen können möglicherweise nicht nur die Wassertemperaturen sondern auch die Niederschlagsmengen in der Region des Indischen Ozeans abgeleitet werden. Dies haben jetzt neue Untersuchungen Kieler Meereswissenschaftler gezeigt. Die Forscher berichten über diesen Zusammenhang in der Fachzeitschrift „Geology“ der Amerikanischen Geologischen Gesellschaft.

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Tropische, langlebige Steinkorallen sind auf Grund ihres saisonalen Wachstums, ähnlich wie Bäume, hervorragende Umweltarchive. Während ihres Wachstums bauen die Korallen Spurenstoffe aus dem umgebenden Meerwasser in ihr Kalkskelett ein. Deren Zusammensetzung lässt Rückschlüsse auf die Wassertemperatur oder auch den Niederschlag zu. Durch die Analyse so genannter Isotopenverhältnisse lassen sich aus dem Korallenkalk Informationen über die Wassertemperatur aber auch den Niederschlag gewinnen.

Im Untersuchungsgebiet des tropischen Indischen Ozeans hat sich die Wassertemperatur in den letzten Jahrzehnten nur sehr langsam zu höheren Werten hin verändert. Dabei wurde zunehmend ein für das Entstehen von intensiver tropischer Konvektion kritischer Wert von etwa 28,5 °C überschritten. Bei Überschreiten dieses Schwellenwertes steigt die Niederschlagsintensität stark an, was zu einer Verdünnung des Salzwassers in der oberflächennahen Ozeanschicht, einer so genannten Aussüßung führt. Die Ergebnisse der Studie zeigen eine deutlich ansteigende Bewölkung als Maß für die erhöhte Konvektionsaktivität.

Kalkskelett legt Niederschlagseffekt offen

Im Kalkskelett der Korallen ist der Niederschlagseffekt in den Verhältnissen von Sauerstoffisotopen, dem so genannten d18O Wert, gut zu erkennen. Demgegenüber weist das Verhältnis von Strontium zu Kalzium (Sr/Ca) kaum eine Veränderung auf und spiegelt die Entwicklung der Wassertemperaturen wider.

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Die im Verhältnis weit stärker angestiegenen d18O Werte im Unterschied zu den Sr/Ca Daten der untersuchten Korallen belegen zum ersten Mal den Wert dieser tropischen Rifforganismen als indirekte Regenmesser.

Natürlichen Schwankungen unseres Klimasystems auf der Spur

„Durch die Ableitung dieses qualitativen Zusammenhangs ist es nun möglich, mit Hilfe von tropischen Korallen konvektive Niederschlagsperioden zu identifizieren, für die keine instrumentellen Daten vorliegen“, so Professor Wolf-Christian Dullo vom IFM-GEOMAR. „Wir haben mit dieser Studie erstmals bewiesen, das Korallen sich auch als Niederschlagsmesser eignen“, so Dullo weiter.

Und Miriam Pfeiffer, Hauptautorin der Arbeit erläutert: „Im nächsten Schritt wollen wir nun versuchen, eine quantitative Beziehung zwischen den Isotopendaten und Niederschlagsmengen herzustellen. Dann können wir wirklich Niederschlagsdaten aus vergangenen Zeiten rekonstruieren. Gerade solche Informationen sind in vielen Regionen der Erde rar, aber wichtig für das Verständnis der natürlichen Schwankungen unseres Klimasystems“.

(IFM-GEOMAR, 22.01.2007 – DLO)

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