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Bildung

Spitzenreiter Ringeltaube und Maulwurf

Studie untersuchte Tierarten-Wissen von Kindern

Fast allen Kindern bekannt: das Eichhörnchen © Universität Leipzig

Nur die Waldspitzmaus geriet in Vergessenheit – die meisten anderen Tiere sind heutigen Kindern so bekannt wie ihren Eltern vor 25 Jahren. Das zeigt eine Studie der Universität Leipzig. Sie hat untersucht, wie bekannt einheimische Tierarten bei Kindern sind.

Deutschlands Schüler erfahren im Fach Biologie – so bestimmen es die Lehrpläne – viel über die Natur im Allgemeinen, über Ökologie oder Gentechnik; aber sie müssen kaum lernen, was denn die Amsel vom Star oder den Laubfrosch von der Erdkröte unterscheidet. Derartige Unwissenheit wird von Lehrern und Wissenschaftlern zwar schon seit Jahrhunderten beklagt. Aber keiner wusste genau, inwieweit die Kinder denn tatsächlich (nicht) im Bilde sind. Aus diesem Grunde initiierte Prof. Christoph Randler vom Institut für Biologie I der Universität Leipzig eine entsprechende Studie und publizierte deren Ergebnisse kürzlich in der Zeitschrift "Natur und Landschaft".

Artenwissen mit 14 Jahren am größten

Knapp 900 Schülerinnen und Schülern zwischen neun und neunzehn Jahren wurden Bilder von Wirbeltieren gezeigt. Sie sollten die Tiere so genau wie möglich bezeichnen. Erkannten sie beispielsweise eine Kohlmeise oder eine Stockente als solche, gab es einen Punkt. Wurde nur Meise oder Ente gesagt, einen halben. Bei der Zusammenstellung der abgefragten Tiere blätterten die Wissenschaftler nicht einfach im Lexikon der deutschen Fauna, sondern versuchten eine repräsentative Auswahl zu treffen. Also wurden die häufiger in der Natur anzutreffenden Geschöpfe bevorzugt abgebildet, die ganz seltenen weniger.

"Das Artenwissen steigt bis zum Alter von 14 Jahren an, sinkt danach wieder ab. Gymnasiasten schnitten signifikant besser ab als Realschüler und die besser als Grundschüler", fasst Randler die Ergebnisse zusammen. "Dass das Artenwissen nur bis zur siebten Klasse ansteigt, mag zum einen mit den Interessen zusammenhängen, die besonders in den Klassen fünf und sechs besonders stark auf Tierarten fokussiert sind, zum anderen mit außerschulischen Aktivitäten wie Besuchen in Tierparks, Zoos und Naturschutzzentren. Ab der siebten Klasse hingegen sinkt das Interesse am Biologieunterricht insgesamt deutlich ab. Und die Kenntnisse schwinden wieder."

Verschiebung der Kenntnisse, keine Abnahme

Was aber ist dran an der Meinung, früher, als die Kinder Tiere nicht nur am PC erlebten, sei das anders, besser gewesen. Um seine heutigen Umfrageergebnisse mit denen einer Studie aus dem Jahre 1981/82 zu vergleichen, musste sich Randler – wie seine Kollegen damals – auf die Fünftklässler beschränken. Sein Fazit: "Heutige Schülerinnen und Schüler besitzen dieselbe Wirbeltierartenkenntis wie ihre Eltern damals. Dies verweist die Klagen vieler Naturschützer und Lehrer in den Bereich der 'folkloristischen' Falschaussagen der Umwelterziehung."

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Von den 21 Wirbeltierarten, nach denen schon 1981 gefragt wurde, waren sieben heutzutage weniger bekannt und 14 besser. Wesentlich mehr der elfjährigen Mädchen und Jungen nannten beispielsweise den Namen des Teichmolches (von 5 auf 24 Prozent), des Stars von 8 auf 42 Prozent), des Dachses (von 43 auf 79 Prozent) oder der Erdkröte (von 58 auf 75 Prozent). Weniger sicher als ihre Altersgenossen vor 25 Jahren waren die Kinder, als es beispielsweise galt, die Wanderratte zu benennen (von 40 auf 27 Prozent), den Buntspecht (von 70 auf 58 Prozent) oder den Grasfrosch (von 71 auf 61 Prozent).

Die meisten der Unterschiede waren jedoch kaum der Rede wert. Damals wie heute zählten übrigens Ringeltaube, Maulwurf und Stockente mit einer Bekanntheit von 90 und mehr Prozent zu den VIPs der Tierwelt. Bleibt jedoch die Frage, wo sich die Waldspitzmaus verkrochen hat. Kannten sie 1982 noch etwa zwei Drittel der befragten Fünftklässler, sind es heute nur noch rund 15 Prozent.

(Universität Leipzig, 10.01.2007 – NPO)

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