Neue Radiobeobachtungen des Arecibo Teleskops in Puerto Rico geben den Astronomen Rätsel auf. Sie entdeckten Radiopulse aus dem Krebsnebel, die auf ein Objekt mit einem extrem seltsamen Magnetfeld hindeuten: Es scheint, als ob das Objekt drei magnetische Pole besitzt.
Pulsare sind Objekte im Universum mit sehr konzentrierter Masse und einem starken Magnetfeld. An den Polen des Feldes strahlen sie periodisch starke Radiowellen ab, ähnlich wie Leuchttürme an einer Küste. Normalerweise funken dabei die Strahlenjets von Nord- und Südpol synchron. Doch nicht so bei dem jetzt im Krebsnebel M1 entdeckten Pulsar. „Wir haben eine solche Frequenzstruktur in Hauptpuls und Zwischenpuls noch nie gesehen“, erklärt Tim Hankins, leitender Direktor des Arecibo Observatoriums. „Wir haben erwartet, dass Puls und Zwischenpuls identische Spektren aufweisen, aber was wir stattdessen fanden, war etwas ganz anderes. So etwas sehen wir zum ersten Mal in einem Pulsar.“
Der Pulsar im Krebsnebel liegt im Sternbild des Stiers, rund 6.300 Lichtjahre von der Erde entfernt. Seine Emissionen sind rekordverdächtig: Die Plasmawolken in der Atmosphäre des nur Fußballgroßen Pulsars senden Radiopulse mit der Geschwindigkeit von vier Zehntel Nanosekunden aus. Während ihrer kurzen Lebenszeit enthalten die Radiopulse so viel Energie wie zehn Prozent der gesamten Sonnenenergie.
“Das ist ein cooles Ergebnis”, so Jean Eilek, Professor für Physik am New Mexico Institute of Technology. „Die Tatsache, dass linke Hand und rechte Hand des Pulsars – Nord- und Südpol – nicht wissen was die jeweils andere tut, ist frappierend. Es wirft nahezu jede existierende Theorie über die Radioemission von Pulsaren über den Haufen.“ Nach Ansicht der Forscherin könnte die seltsame, abweichende Radiofrequenz auch von einer dritten, noch unbekannten Quelle im Pulsar stammen. „Vielleicht haben wir einen unbekannten dritten magnetischen Pol irgendwo auf dem Stern entdeckt.”
Bisher sind ähnliche Phänomene noch bei keinem anderen Pulsar beobachtet worden. Entsprechend schwierig ist die Einordnung dieser Ergebnisse. „Vielleicht ist das magnetische Feld doch nicht so einfach wie wir dachten“, so Eilek. „Im Moment sind wir jedenfalls total perplex.“
(Cornell University, 09.01.2007 – NPO)