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Botanik

Angriffssignal der pflanzlichen Immunabwehr entschlüsselt

Protein steuert Signalübermittlung für Immunrezeptoren

Pflanzen besitzen ähnlich wie Säugetiere ein Immunsystem. Bei ihnen allerdings können alle Zellen Schaderreger entdecken und unschädlich machen. Wissenschaftler haben jetzt entschlüsselt, wie ein spezieller Rezeptor auf den Zellen die pflanzliche Immunabwehr auslöst und ihre Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Science“ veröffentlicht.

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Das Immunsystem von Pflanzen funktioniert ganz anders als dasjenige von Säugetieren. Pflanzen weisen beispielsweise keinen geschlossenen Kreislauf auf und spezialisierte Abwehrzellen fehlen. Alle Zellen scheinen gleichermassen befähigt, potentielle Schaderreger zu erkennen und zu bekämpfen. Die Erkennung von solchen Pathogenen beruht dabei auf zwei Rezeptortypen, die durch «fremde« Erregerbestandteile aktiviert werden. Einerseits gibt es die so genannten PAMP-Rezeptoren, die in allen Mikroorganismen vorkommende Moleküle erkennen können. Andererseits existieren die so genannten NBS-LRR-Immunrezeptoren, die Virulenzfaktoren erkennen. Dies sind Moleküle, die nur in Pathogenen vorkommen und die Pflanze im Sinne des Pathogens beeinflussen, zum Beispiel eine effiziente Immunabwehr verhindern.

Einem Team aus drei Forschungsgruppen vom Max-Planck Institut für Züchtungsforschung in Köln, der Universität Jena und der Universität Zürich ist ein Durchbruch im Verständnis der molekularen Wirkung eines NBS-LRR-Immunrezeptors in Pflanzen gelungen. Dabei geht es um den MLA-Rezeptor aus Gerste, der Resistenz gegen den Schadpilz Gerstenmehltau vermittelt. Sie haben entdeckt, dass MLA nur im aktivierten Zustand direkt mit einer Gruppe von speziellen Proteinen interagiert und so vermutlich deren Funktion blockiert. Diese so genannten WRKY-Proteine dämpfen die durch die PAMP-Rezeptoren aktivierte Immunantwort.

Durch diese Entdeckung kann nun folgendes Modell entwickelt werden: Bei einer Besiedlung von Gerste mit dem Mehltaupilz werden zunächst PAMP-Rezeptoren aktiviert. Diese induzieren eine schwache Immunantwort, da die WRKY-Proteine aktiv sind. Eine gedämpfte Antwort ist in diesem Infektionsstadium für die Pflanze vernünftig, da die PAMP-Rezeptoren Schadpilze nicht von harmlosen Pilzen unterscheiden können. Im weiteren Verlauf der Infektion werden die pilzlichen Virulenzfaktoren in die Pflanzenzelle eingeschleust und durch MLA erkannt. Erst jetzt weiss die Pflanze mit Sicherheit, dass sie von einem Pathogen angegriffen wird. Die WRKY-Regulatoren werden nun durch MLA inaktiviert und somit die Immunantwort voll entfacht.

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Der neue Befund erklärt unter anderem, warum trotz langjährigen, und sehr breit angelegten, genetischen Versuchen keine eindeutigen Komponenten der Signalübermittlung für NBS-LRR Immunrezeptoren gefunden werden konnten: Die entdeckte Signalkette hat – im Gegensatz zu PAMP-Rezeptoren – keine Zwischenglieder. Es scheint, dass die erstaunlich kurze Signalübermittlung von NBS-LRR-Immunrezeptoren darauf optimiert worden ist, Pathogenen und deren Virulenzfaktoren möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten.

Ein besseres Verständnis der Resistenzantwort von Pflanzen ist sowohl aus wirtschaftlicher wie auch wissenschaftlicher Seite sehr bedeutend. Die neuen Erkenntnisse bilden die Grundlagen für das molekulare Verständnis der pflanzlichen Abwehr gegen Pathogene. Das angewandte Ziel dieser Forschungsrichtung besteht darin Pflanzen zu züchten, die eine dauerhafte und breite Abwehr gegen vielerlei Pathogenarten haben.

(Universität Zürich, 22.12.2006 – NPO)

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