Anzeige
Medizin

Stammzellen als Schlaganfall-Therapie?

Erfolgreiche Transplantation im Tierversuch

Eine Stammzelltransplantation könnte als Therapie nach einem Schlaganfall wirksamer sein als alle bisher gestesten Verfahren. Darauf deuten die jetzt in der Fachzeitschrift „Brain“ veröffentlichten Ergebnisse eines deutsche Forscherteams hin. Die Resultate wecken Hoffnungen auf eine – allerdings noch weit in der Zukunft liegende – neue Behandlungsmöglichkeit von Schlaganfallpatienten.

{1l}

In den westlichen Industrieländern ist der Schlaganfall die dritthäufigste Todesursache und der häufigste Grund für schwere Behinderungen. Allein in Deutschland erleiden ihn etwa 250.000 Menschen jährlich. Der mit dem Schlaganfall einhergehende Verlust an Nervenzellen lässt sich bislang nur bei einigen Patienten bei frühzeitiger Behandlung mittels Thrombolysetherapie verringern. Der Einsatz schützender Substanzen mit dem Ziel, schlechter durchblutete Hirnareale vor dem Zelltod zu bewahren und dem fortschreitenden Zellverlust entgegenzuwirken, erwies sich in Labor-Untersuchungen und in Tierversuchen als Erfolg versprechend, schlug bisher jedoch in sämtlichen klinischen Studien am Menschen fehl.

Stammzellen als Neuronenersatz?

Daher beschäftigt sich die Wissenschaft auch mit der Frage, ob nach einer Hirnschädigung abgestorbene Nervenzellen durch den Einsatz von Stammzellen ersetzt werden können. Es konnte bereits gezeigt werden, dass sich embryonale Stammzellen in alle drei Zelltypen des zentralen Nervensystems (Nerven- und Gliazellen) entwickeln können. Wie sich diese aber in geschädigtes Gewebe integrieren, ist bisher nur ansatzweise untersucht.

Wissenschaftler des Zentrums für Molekulare Neurobiologie Hamburg (ZMNH), des Leibniz-Instituts für Neurobiologie Magdeburg und der Universität Gießen gingen nun der Frage nach, ob transplantierte Stammzellen zu funktionsfähigen Nervenzellen heranwachsen, sich in das verletzte Gewebe integrieren und Kontakte mit den noch überlebenden Zellen des Wirtes bilden können.

Anzeige

Tierversuch weckt Hoffnungen

Um die Entwicklung der embryonalen Stammzellen gezielt in die neuronale Richtung zu lenken und zugleich das Tumorrisiko zu senken, wurden die embryonalen Stammzellen zunächst zu neuronalen Vorläuferzellen entwickelt. Die Wissenschaftler demonstrierten, dass diese neuronalen Vorläuferzellen nach der Transplantation in eine Schlaganfall-geschädigte Ratte erfolgreich im Schädigungsgebiet anwachsen. Vier Wochen nach dem Eingriff ließen sich neben verschiedenen Nervenzelltypen auch Gliazellen im Transplantat finden. Einzelne aus neuronalen Vorläuferzellen hervorgegangene Nervenzellen überlebten bis zu zwölf Wochen nach der Transplantation. Und die für Nervenzellen typischen elektrischen Eigenschaften, die für ein funktionelles Interagieren der transplantierten Zellen sprechen, wurden ebenfalls nachgewiesen.

Die genetisch veränderten Stammzellen haben nach Transplantation in querschnittsgelähmte Mäuse eine teilweise funktionelle Erholung bewirkt. Auch wurde durch diese Stammzellen eine bessere Erholung von experimentell hervorgerufenen Symptomen der Parkinson'schen und Huntington'schen Krankheiten bei Mäusen erreicht. Damit wecken diese Ergebnisse durchaus Hoffnungen für zukünftige Therapien – auch wenn deren Realisierung noch einige Zeit dauern dürfte.

(Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, 22.12.2006 – NPO)

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

News des Tages

Blutstropfen auf Fingerkuppe

Neues Diagnose-Verfahren erkennt zahlreiche Krebsarten

Wie KI das Internet schneller macht

Robo-Spinne soll Marshöhlen erkunden

Wie man beim Dart gewinnt

Diaschauen zum Thema

keine Diaschauen verknüpft

Dossiers zum Thema

Bücher zum Thema

Forschung an embryonalen Stammzellen - von Gisela Badura-Lotter

Dolly - Der Aufbruch ins biotechnische Zeitalter von Colin Tudge, Ian Wilmut & Keith Campbell

Top-Clicks der Woche