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Ökologie

Allergiker-Schreck erobert Deutschland

Eingeschleppte Beifuß-Ambrosie breitet sich in Europa immer weiter aus

Beifuß-Ambrosien Bestand. © Starfinger/BBA

Sie ist bis zu 1,20 Meter groß, stark behaart und gefährlich: Die aus Nordamerika eingeschleppte Beifuß-Ambrosie gilt als Allergiker-Alptraum und hat mittlerweile große Teile Europas erobert. Auch in Deutschland droht sich die Pflanzenart mit den unangenehmen Pollen immer weiter auszubreiten. Darauf haben jetzt Wissenschaftler auf einem Workshop der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) hingewiesen.

"Noch ist eine Bekämpfung möglich und auch relativ kostengünstig", erklärte Uwe Starfinger von der Abteilung für nationale und internationale Angelegenheiten der Pflanzengesundheit der BBA. "Wir empfehlen, kleinere Bestände im Hausgarten herauszureißen und mit dem Hausmüll zu entsorgen, keinesfalls auf den Kompost", erklärt seine Kollegin Gritta Schrader.

Ein Jahr lang haben Biologen, Meteorologen und Allergologen versucht, mehr über die Verbreitung der Pflanze, ihren Pollenflug und die Sensibilisierung von Allergikern in Deutschland zu erfahren.

Mehr Ambrosia-Pollen als im Vorjahr

Die auf der Tagung vorgestellten medizinischen Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Beifuß-Ambrosie in Deutschland zu einem ernstzunehmenden gesundheitlichen Problem werden kann. Der Pollen ist hochallergen, so dass Menschen, die sensibilisiert sind, schon bei wenigen Pollen pro Kubikmeter Luft typische allergische Reaktionen zeigen. Wegen der späten Blüte von August bis September verlängert sich zudem die Leidenszeit der Allergiker.

Die anwesenden Allergologen betonten, dass sie keine Panik schüren wollen, halten es im Sinne der Vorsorge jedoch für angebracht, die Pflanze zu bekämpfen. In bundesweit aufgestellten Pollenfallen des Deutschen Wetterdienstes sind 2006 eindeutig mehr Ambrosia-Pollen als im Vorjahr gefunden worden. Dabei handelt es sich zum Teil um Pollen, der durch Ferntransport aus den Nachbarländern nach Deutschland gelangte.

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Bislang findet man die Beifuß-Ambrosie nach den Erkenntnissen der Wissenschaftlern vor allem in Süddeutschland (Baden-Württemberg, Bayern, Südhessen), aber auch in Berlin oder Magdeburg sind Bestände mit mehr als 100 Pflanzen entdeckt worden.

Fördert der Klimawandel die Ausbreitung?

"Der Klimawandel könnte ein Faktor sein, der die Ausbreitung der Pflanze fördert", so Starfinger. Derzeit sind es jedoch vorwiegend menschliche Aktivitäten, die dazu führen, dass die Pflanze sich weiter verbreitet. Meist wird die Pflanze mit verunreinigtem Vogelfutter eingeschleppt und manchmal unwissentlich im Garten kultiviert. Auf kargen Böden neben Autostraßen, Baugeländen und Brachen etabliert sie sich rasch. Mildes Herbstwetter und spät einsetzender Frost führen dazu, dass die einjährige Pflanze viele Samen ausbildet, die kilometerweit verschleppt werden können.

Ambrosia artemisiifolia ist in vielen europäischen Ländern unerwünscht und verursacht als Ackerunkraut in der Landwirtschaft bereits in Ungarn und Frankreich Probleme. Soweit soll es in Deutschland nicht kommen. Tagungsteilnehmer aus Süddeutschland berichteten jedoch schon über eine mit Ambrosia verseuchte Viehweide und ein unter Naturschutz stehendes Trockenrasengebiet, in dem die Pflanze gute Bedingungen findet.

Um eine weitere Ausbreitung zu verhindern, streben die Wissenschaftler für das Jahr 2007 eine Aufklärungskampagne an. Die Forscher der BBA werden dazu einen Aktionsplan vorlegen. Mitarbeiter von Kommunen und Gartenbaubetrieben sollen ebenso wie Hobbygärtner sensibilisiert werden.

(idw – Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft, 13.12.2006 – DLO)

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