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Paläontologie

Vormensch "Little Foot" aus dem Rennen?

Neue Datierung macht Australopithecus-Skelett mehr als eine Million Jahre jünger

Im Gestein eingeschlossenes Skelett von "Little Foot" © Witwatersrand University

Als “Little Foot” 1997 in einer Höhle in Sterkfontein in Südafrika entdeckt wurde, sorgte er für großes Aufsehen. Denn es handelte sich um eines der besterhaltensten fossilen Skelette eines Australopithecus, eines Vormenschen. Man glaubte, einen wichtigen „Missing link“ der menschlichen Vorgeschichte entdeckt zu haben. Doch jetzt haben neue, in der Zeitschrift „Science“ veröffentlichte Datierungen ergeben, das das Skelett fast eine halbe Million Jahre zu jung ist, um in unserer Ahnenlinie eine Rolle gespielt zu haben.

Das kleine Skelett hatte lange, sehr lange im steinharten Boden der Sterkfontein-Höhle gelegen, als ein südafrikanisches Grabungsteam 1997 die ersten Knochen des Australopithus entdeckte. Die ersten Datierungen, basierend auf Messungen des umgebenden Gesteins, sorgten für Aufregung, den sie schätzten das Alter des fast vollständig erhaltenen Vormenschenskeletts auf mindestens 4,17 Millionen Jahre – alt genug, um ein „Großvater“ des heutigen Menschen zu sein.

Uran-Zerfall als Datierungshilfe

Doch jetzt sieht es fast so aus, als wenn “Little Foot” wie das Skelett getauft wurde, seinen Titel als Urahn des Homo sapiens wieder abgeben müsste. Denn neue Datierungen, durchgeführt von Jo Walker und Bob Cliff von der Universität von Leeds und Alf Latham von der Liverpool Universität deuten jetzt darauf hin, dass der Vormensch mehr als eine Million Jahre jünger sein könnte, als die ersten Schätzungen ergeben hatten.

Das Skelett des mit 130 Zentimetern Körpergröße fast schon großen Australopithecus sind noch immer in die harten Mineralablagerungen des Höhlengesteins eingebettet. Da diese Stalagmitenschichten härter sind als die Vormenschenknochen, wurde das Skelett bisher noch nicht vollständig extrahiert. Zur Datierung werden daher vorwiegend die umgebenden Gesteinschichten herangezogen.

Die Forscher setzten die so genannte Uran-Blei Datierung ein, eine Methode bei der mithilfe eines speziellen „thermalen Ionisations-Massenspektrometers“ der Anteil des Uran-Isotops Uran 238 im umgebenden Gestein gemessen wird. Dieses Isotop zerfällt im Laufe einer Zeit zu Blei 206 – und da die Geschwindigkeit dieses Zerfalls bekannt ist, erlaubt das Verhältnis zwischen diesen beiden Elementen einen Rückschluss auf das Alter des Gesteins.

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Homo habilis kam früher

Die Ergebnisse zeigten, dass Proben der Stalagmitschicht unter dem Skelett rund 2,24 Millionen Jahre alt waren, die Schichten oberhalb rund 2,15 Millionen Jahre. Für „Little Foot“ ergibt sich daraus ein Alter von rund 2,2 Millionen Jahren – und damit zu wenig für eine Hauptrolle auf der Bühne der Menschwerdung.

Denn schon vor 2,6 Millionen Jahren hat in dieser Region Afrikas wahrscheinlich ein anderer, weiter entwickelter Frühmensch, der Homo habilis, die ersten Werkzeuge hergestellt und hinterlassen. Dieser gilt als direkter Vorfahre des modernen Menschen. Der Australopithecus „Little Foot“ ist sogar noch 400.000 Jahre jünger als der Homo habilis und kann damit maximal ein „Cousin“ dieses Werkzeugmachers gewesen sein, nicht aber sein Vorfahre, wie zuvor angenommen.

Möglicherweise ist jedoch hier das letzte Wort noch nicht gesprochen, denn die neuen, den vorhergehenden Altersbestimmungen so stark widersprechenden Datierungen sorgen für reichlich Diskussionen unter den Experten. Ob „Little Foot“ seinen Titel als „Großvater“ des Menschen zurück erhält, ist allerdings fraglich.

(University of Leeds, 08.12.2006 – NPO)

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