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Umwelt

Ostsee: Invasion der qualligen Art

Amerikanische Rippenqualle erobert die Ostsee

Rippenqualle Mnemiopsis leidyi in der Kieler Förde © J. Javidpour, IFM-GEOMAR

Durch den weltweiten Schiffsverkehr, aber auch die zunehmender Erwärmung der Gewässer werden immer häufiger nicht einheimische Arten auch in Nord- und Ostsee eingeschleppt. Während die meisten fremden Arten eher harmlos sind, gibt es einige Einwanderer, die zu dramatischen Störungen des Ökosystems führen. Dazu gehört auch die amerikanische Rippenqualle, die jetzt in immer größerer Zahl in der Ostsee gefunden wird.

Ursprünglich an der amerikanischen Ostküste beheimatet, wurde Mnemiopsis leidyi in den 1980er Jahren vermutlich mit dem Ballastwasser von Schiffen in das Schwarze Meer verschleppt, von wo aus sie weiter in das Asovsche Meer, das Marmarameer, das Mittelmeer und schließlich in das Kaspische Meer vordrang. Ihr massenhaftes Auftreten war dort stets mit einem drastischen Rückgang der Fischbestände verbunden. Im Schwarzen Meer fielen die Fischerträge innerhalb weniger Jahre auf ein Zehntel der Werte vor der Mnemiopsis-Invasion.

Damals haben Wissenschaftler die Ursache für die alarmierende Entwicklung auf die Ernährungsgewohnheiten der Rippenqualle zurückgeführt: die Rippenqualle ernährt sich von Zooplankton, mikroskopisch kleine Lebewesen im Ozean. Damit ist der fremde Gast einerseits Nahrungskonkurrent der Fische, andererseits ernährt sich die Rippenqualle auch von den Fischlarven und -eiern und trägt zur Dezimierung der Bestände bei.

In der Ostsee entdeckt haben den „Einwanderer“ die Wissenschaftler am Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM- GEOMAR) in Kiel. Sie identifizierten die ersten Individuen der Rippenqualle Mnemiopsis leidyi in Proben aus der Kieler Förde am 17. Oktober 2006. Am Institut schlug die Entdeckung der iranischen Gastwissenschaftlerin Jamileh Javidpour sofort Alarm. "Im Rahmen ihrer wöchentlichen Probennahme aus der Kieler Förde hat Frau Javidpour plötzlich die Rippenqualle Mnemiopsis entdeckt. Zu diesem Zeitpunkt am 17. Oktober zählten wir ca. 30 Individuen pro Kubikmeter, seither nimmt die Dichte von Mnemiopsis aber stetig zu", berichtet ihr Betreuer Prof. Ulrich Sommer, Professor für Marine Ökologie.

In einer Wasserprobe vom 21.11.2006 erreichte die Dichte der Quallen bereits rund 80 Individuen pro Kubikmeter. Die steigenden Zahlen verursachen Sorgen bei den Meereswissenschaftlern am IFM-GEOMAR, denn 80 Individuen pro Kubikmeter entspricht bereits ein Drittel der Maximaldichte, die 1989 im Schwarzen Meer erreicht wurde. Sollte sich Mnemiopsis weiter vermehren und ausbreiten, stellt sie eine wesentliche Gefahr für die Fischbestände der Ostsee dar. Eine Ausbreitung in der Nordsee ist ebenso zu befürchten.

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(Leibniz-Institut für Meereswissenschaften, 30.11.2006 – NPO)

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