Anzeige
Ökologie

Europa plündert Nordatlantik

WWF: Fischereikommission zu zögerlich im Kampf gegen Überfischung

Die Plünderung der Fischbestände zwischen den Azoren und der Barentsee geht nach Angaben des WWF weiter. Die Nordostatlantische Fischereikommission (NEAFC) habe es bei ihrer soeben in London beendeten Jahrestagung verpasst, den Fang bedrohter Fische wie Hai oder Schellfisch entscheidend einzuschränken.

{1l}

Auch beim Schutz wertvoller Kaltwasserkorallen-Gebiete blieben die Mitglieder des Abkommens – die EU, Dänemark, Norwegen, Island und Russland – hinter den Forderungen des WWF und der Wissenschaftler zurück. "Die Konferenz hat zwar einige Fortschritte erzielt. Aber unterm Strich ist das zu wenig", bilanzierte WWF-Meeresbiologe Christian Neumann.

Die beschlossene Senkung des Fischereiaufwandes um fünf Prozent auf 65 Prozent des höchsten Niveaus aller Zeiten ist nach Ansicht des WWF bei Weitem nicht genug. Dagegen begrüßen die Naturschützer das vorläufige Fangmoratorium für den gefährdeten Tiefsee-Granatbarsch. Ebenso sei die Verschärfung der Kontrollen für Fangschiffe unter fremder Flagge in den Häfen der NEAFC-Staaten ein Schritt in die richtige Richtung. Damit soll die illegale Fischerei eingedämmt werden.

"Angesichts der alarmierenden Entwicklung der Fischbestände weltweit sind die Ergebnisse der Tagung vollkommen unzureichend", sagte Neumann. Eine Science-Studie hatte kürzlich das Ende aller wirtschaftlich genutzten Fischbestände bis 2048 vorausgesagt – wenn die Staaten die Meere weiterhin so plündern wie bisher. "Tiefsee-Fische sind besonders gefährdet, weil sie sehr alt werden, nur langsam wachsen und sich nur selten fortpflanzen", erläutert Neumann. Der WWF fordert ein nachhaltiges Fischereimanagement und einen entschiedenen Kampf gegen die illegale Fischerei.

Anzeige

Juwelen der Tiefsee geopfert?

Der Nordost-Atlantik zählt zu den vier größten Fangregionen der Welt. 2003 wurden hier über zehn Millionen Tonnen Fisch entnommen. Die EU-Flotte ist für über 40 Prozent der Fänge verantwortlich. Die NEAFC regelt seit Anfang der 1980er Jahre die Fischerei auf der Hohen See außerhalb der nationalen 200 Seemeilen-Zonen. Sie ist für ein riesiges Gebiet zwischen Azoren und Grönland, ein weiteres nördlich von Norwegen und eines in der Barentsee zuständig. Zudem kann die Konferenz Schutzgebiete festlegen.

Die NEAFC-Staaten einigten sich darauf, die Kaltwasserkorallen-Gebiete der Hatton Bank und der Rockall Bank nordwestlich von Großbritannien unter Schutz zu stellen. Allerdings schlossen sie das größte Gebiet auf der Rockall Bank davon aus. Diese Korallen-Regionen gelten als außerordentlich artenreich und als für Jungfische wichtiger Lebensraum, sind aber durch eine intensive Grundschleppnetz-Fischerei gefährdet. "Die neuen Schutzgebiete reichen nicht aus. Die empfindlichen Juwelen der Tiefsee werden weiterhin kurzfristigen wirtschaftlichen Interessen geopfert.", so WWF-Experte Neumann.

Die NEAFC ist eines von insgesamt 16 regionalen Kommissionen, die den Fischfang auf Hoher See regeln sollen. Eine WWF-Studie hatte kürzlich gezeigt, dass diese internationalen Akommen bislang im Kampf gegen die Plünderung der Meere versagt haben.

(WWF, 20.11.2006 – DLO)

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

News des Tages

NAchglühen von GRB 221009A

Rekord-Ausbruch überrascht Astronomen

Neue fossile Riesenschlange entdeckt

Warum Chinas Großstädte absinken

Landschaft unter dem Thwaites-Gletscher kartiert

Diaschauen zum Thema

keine Diaschauen verknüpft

Dossiers zum Thema

Haie - Vom Jäger zum Gejagten

Bücher zum Thema

Unter Wasser - von Bill Curtsinger

Deep Blue - Entdecke das Geheimnis der Ozeane

Reise in die Tiefsee - von Linda Pitkin

Einführung in die Ökologie - von Wolfgang Tischler

Die Letzten ihrer Art - Eine Reise zu den aussterbenden Tieren unserer Erde von Douglas Adams und Mark Carwardine

Top-Clicks der Woche