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Mikrobiologie

Transport-Eiweiß versteckt sich in Zellen

Lehrbuchmodell zur Fettaufnahme im Darm widerlegt

Darmzellen (rot), Zellkerne (blau) und FATP4 (grün) © Universitätsklinikum Heidelberg

Die Aufnahme von Nahrungsfetten im Darm funktioniert völlig anders, als bisher angenommen und in Lehrbüchern verbreitet. So befindet sich das für die Fettaufnahme entscheidende Protein nicht auf der Oberfläche der Darmschleimhautzellen und kann deshalb auch keine Fettsäuren ins Zellinnere transportieren. Das "Fatty Acid Transport Protein 4" (FATP4) befindet sich vielmehr in den Zellen und sorgt als Enzym dafür, dass die Fettsäuren für eine Weitergabe an den Blutkreislauf aufbereitet werden. Die Heidelberger Wissenschaftler berichten hierüber online im „Journal of Cell Science“.

„Nach den Ergebnissen unserer Arbeit müssen nun die Lehrbücher umgeschrieben werden“, erklärt Privatdozent Dr. Joachim Füllekrug, der die Arbeitsgruppe Molekulare Zellbiologie aus der Abteilung Gastroenterologie der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg leitet. Denn dass sich das FATP4 Transportprotein auf der Oberfläche der Zelle befindet, hatte 1999 eine amerikanische Arbeitsgruppe in der Zeitschrift „Molecular Cell“ veröffentlicht. Nun hat die Widerlegung dieser Lehrmeinung maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung neuer Behandlungskonzepte, bei denen eine übermäßige Aufnahme von Nahrungsfetten verhindert werden soll, etwa bei Fettsucht und Diabetes.

Die entscheidenden Hinweise für die Funktion des FATP4 Proteins lieferten hoch auflösende mikroskopische Aufnahmen, mit denen die Wissenschaftler die Fettaufnahme von einzelnen Zellen untersuchen konnten. Die Heidelberger Wissenschaftler untersuchten zwar überwiegend FATP im Darm, gehen aber davon aus, dass sich die Proteine auch in anderen Organen und Gewebe wie der Leber und dem Fettgewebe innerhalb der Zellen und nicht auf ihrer Oberfläche befinden. „Dies bedeutet, dass hier ein Umdenken einsetzen muss.

Der Fettgehalt im Blut wird also anders beeinflusst, als man sich bislang vorgestellt hat,“ sagt Dr. Füllekrug. Auch diese Erkenntnis aus der Grundlagenforschung hat weit reichende Folgen für die Entwicklung von neuen Medikamenten.

(idw – Universitätsklinikum Heidelberg, 16.11.2006 – AHE)

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