Parasiten sorgen selbst dafür, dass sich ihre Wirtspflanzen weiter ausbreiten. Diese These hat nun ein deutscher Forscher aufgestellt, der das Wechselspiel in der Evolution von Rosen und Parasiten untersucht hat.
„Für die Parasiten bringt es einen wichtigen Vorteil, wenn sich ihre Wirtspflanzen auch über Artengrenzen hinweg ständig miteinander vermischen“, erklärt Dr. Volker Wissemann von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. „Sind sie an eine Art angepasst, so fühlen sie sich auch auf anderen Arten wohl, die Merkmale jener für sie günstigen Wirtspflanze in sich tragen.“ Je mehr Mischformen es gibt, desto bessere Lebens- und damit Ausbreitungsbedingungen gibt es für die Parasiten. „Hybriden dienen sozusagen als Brücke für die Parasiten, um von einer Art auf eine andere zu gelangen und ihr Wirtsspektrum damit zu erweitern“, schlussfolgert der Botaniker.
In seiner Arbeit stellt Wissemann nun die These auf, dass Parasiten die Hybridisierung von Wildrosen gezielt in Szene setzen, um für sich zusätzliche günstige Lebensbedingungen zu erhalten. Denn je mehr Arten durch Durchmischung gewissermaßen miteinander vernetzt sind, desto bessere Chancen gibt es für die Parasiten, einen geeigneten Wirt zu finden. Dass Parasiten sich bislang unbenutzte Arten erschließen, ist nicht neu, sagt der Jenaer Wissenschaftler. „Ich postuliere aber, dass die Hybridisierung der Wirtspflanzen von den Parasiten gezielt angestoßen wird.“
Für diese These sprechen einige Indizien, ist sich Wissemann sicher. So seien beispielsweise Pflanzen entdeckt worden, die bei Parasitenbefall einen süßeren Nektar produzieren als parasitenfreie Pflanzen. Dies locke Insekten oder Vögel an, die nun den Pollen dieser manipulierten Pflanzen bevorzugt verbreiten und damit eine Hybridisierung begünstigen. Als Beispiel nennt Wissemann das Verhalten von Kolibris, die die Blüten einer bestimmte Blumenart häufiger anfliegen als andere. „Wie die Parasiten eine solche Hybridisierung aber anregen, liegt noch im Dunkeln“, sagt Wissemann – eine Frage, mit der er sich in Zukunft intensiv beschäftigen will.
(idw – Friedrich-Schiller-Universität Jena, 09.10.2006 – AHE)