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Medizin

Arbeitsweise des angeborenen Immunsystems enträtselt

Rezeptoren erkennen RNA-Muster von Viren und Bakterien

Wissenschaftler der Technischen Universität München (TUM) haben die Rezeptoren des angeborenen Immunsystems untersucht und dabei herausgefunden, dass diese keine konkreten Krankheitserreger erkennen, sondern nur anhand der RNA-Muster bemerken, dass etwas Gefährliches in die Zelle eindringt. Diese Ergebnisse könnten grundlegende Bedeutung für die Entwicklung neuartiger Impfstoffe haben.

Florian Heil hat in seiner Promotion am Institut für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene das Thema erforscht und stellt seine Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazin „Science“ vor.

Das menschliche Immunsystem besteht aus einem alten, angeborenen Teil, der die Evolutionsgeschichte unverändert überdauert hat und einem neuen, erworbenen Teil. Er hat sich im Laufe der Menschheitsgeschichte verändert und den Umständen angepasst. Diese Anpassungsmechanismen sind gut erforscht und können erklären, warum das erworbene Immunsystem krankmachende Viren auch als solche erkennt – es merkt sich die vorangegangene Begegnung mit dem Virus. Wie aber das angeborene Immunsystem, das ja kein „Gedächtnis“ hat, die Gefahr eines Krankheitserregers feststellt, war vor rund fünf Jahren noch ein Mysterium.

In der Fliege fanden Wissenschaftler ein Gen mit dem Namen „toll“, das als Teil des angeborenen Immunsystems die Abwehr von Pilzen und Bakterien auslöst. Im Menschen gibt es zehn Gene, die ihm entsprechen: die sogenannten Toll-like-Rezeptoren (TLR). Die Wirkungsweise von TLR 7 und TLR 8 haben die Wissenschaftler um Prof. Hermann Wagner in enger Zusammenarbeit mit japanischen Forschern aus Osaka nun immer weiter entschlüsselt: Diese Rezeptoren erkennen bestimmte RNA-Muster, die viralen beziehungsweise bakteriellen Ursprungs sind. Das angeborene Immunsystem erkennt also nicht einen konkreten Krankheitserreger, sondern bemerkt anhand der RNA-Muster, dass etwas Körperfremdes, Gefährliches in die Zelle eindringt.

Eine Chance der praktischen Anwendung sieht Prof. Hermann Wagner daher in der Koppelung dieser RNA-Sequenzen mit bestimmten Antigenen, die den jeweiligen krankmachenden Keim charakterisieren. Solche Verbindungen könnten eine Alternative zu Impfstoffen mit lebendigen Viren bieten – zumal bei Krankheiten, für die es solche Lebendimpfstoffe nicht gibt.

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(idw – Technische Universität München, 22.03.2004 – DLO)

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