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Medizin

Sterbende Parasiten als „Türöffner“

Altruismus macht den Weg frei für Infektionen

Leishmaniose-Parasiten © CDC

Unser Immunsystem erkennt und tötet die meisten Mikroorganismen. Dennoch gelingt es einigen Parasiten Körperzellen zu infizieren, sogar Zellen des Abwehrsystems. Forscher des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein haben jetzt am Beispiel der Tropenkrankheit Leishmaniose untersucht, wie und warum diese Krankheitserreger Zellen befallen können. Dabei sind sie zu einem überraschenden Ergebnis gekommen: Sterbende Parasiten machen den Weg frei für Infektionen.

50.000 Menschen in Afrika, Asien und Südamerika werden jährlich Opfer der Leishmaniose, es treten 500.000 neue Fälle auf und insgesamt droht weltweit 350 Millionen Menschen eine Ansteckung.

Die Infektionskrankheit wird durch den Stich einer Sandmücke über Parasiten auf den Menschen übertragen. In der neuesten Ausgabe der Zeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences USA" (PNAS) berichten die Lübecker Forscher, dass über den Speichel der Sandmücke nicht nur lebendige Leishmanien übertragen werden, sondern auch so genannte "apoptotische" Parasiten. Dies sind Zellen, bei denen genetische Programme in genau definierter Weise zum "Freitod" geführt haben.

Organismus wird "geräuschlos" infiziert

Solche Zellen werden normalerweise von den Zellen des infizierten Organismus aufgenommen und zerlegt. Die neue Entdeckung der Lübecker Forscher ist, dass die abgestorbenen Parasiten noch im Tod eine wichtige Funktion erfüllen: Sie bahnen den lebendigen Mikroorganismen den Weg in spezielle weiße Blutkörperchen, die Granulozyten. Diese wichtigen Körperzellen würden normalerweise die lebendigen Parasiten als Fremdkörper erkennen und sofort abtöten.

Weil jedoch gleichzeitig tote Leishmanien mit dabei sind, können die Granulozyten die Parasiten nicht als fremd und schädlich erkennen und reagieren daher nicht. Aus Sicht der Erreger ist dieser neu entdeckte Mechanismus eine willkommene Möglichkeit, den Organismus "geräuschlos" zu infizieren.

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(idw – Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UK S-H), 21.09.2006 – DLO)

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