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Bildung

OECD: Zu wenig Hochschulabsolventen in Deutschland?

OECD-Bildungsbericht sieht Deutschland erneut im hinteren Bereich

Jedes Jahr im Spätsommer stellt die OECD-Studie "Bildung auf einen Blick" die neuesten Zahlen zur Entwicklung der Bildungssysteme in den 30 größten Industrienationen vor. In diesem Jahr stand der Hochschulbereich im Mittelpunkt. Und wieder zeigt sich, dass Deutschland im internationalen Bildungswettbewerb eher im hinteren Bereich angesiedelt ist.

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So wird für Deutschland von 2005 bis 2015 eine Verringerung der Schülerzahlen im Primar- und Sekundarbereich I um 14 Prozent erwartet. Dies ist weit mehr als im OECD-Durchschnitt (minus sechs Prozent). Damit gehört Deutschland in der OECD zu den Ländern mit dem stärksten Rückgang künftiger Schülergenerationen. Weitere, noch deutlichere Rückgänge sind in den darauf folgenden Jahren zu erwarten.

Absolventenzahlen steigen zu langsam

Auch bei der Zahl der Hochschulabsolventen hinkt Deutschland noch immer hinterher: Im Jahr 2004 schlossen20,6 Prozent der Schulabgänger ein Universitäts- oder Fachochschulstudium ab. Damit liegt Deutschland – trotz leichter Steiergungen seit dem Jahr 2000 – immer noch weit unter dem OECD-Mittelwert von 34,8 Prozent. Aufgrund der demografischen Entwicklung läuft Deutschland damit Gefahr, den Anschluss bei der Ausbildung von Hochqualifizierten zu verlieren: Bei gleichbleibender Entwicklung würde der Anteil der Hochschulabsolventen aus Deutschland an allen Hochschulabsolventen in der OECD in Zukunft noch um einen Prozentpunkt sinken.

Weiterbildung besser

Ein Lichtblick zegite sich immerhin im Bereich der Weiterbildung: In dem Bericht wird die unter den bestehenden Bedingungen zu erwartende Stundenzahl, die während eines Berufslebens in Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen verbracht wird, ausgewiesen. Für Deutschland lag dieser Wert im Jahr 2003 bei 398 Stunden, elf Stunden mehr als der OECD-Mittelwert. Deutschland befindet sich somit im gehobenen Mittelfeld der OECD-Staaten. Jedoch ist die Teilnahmequote n solchen Maßnahmenmit zwölf Prozent geringer als im OECD-Durchschnitt (18 Prozent).

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Mathematik-Leistungen im Mittelfeld

Der OECD-Bericht referiert auch in diesem Jahr wieder Teilergebnisse von PISA 2003. Mit einem Anteil von rund 22 % Schülern, die bei PISA 2003 höchstens die unterste Kompetenzstufe in Mathematik erreicht haben, liegt Deutschland international im Mittelfeld. Dafür erreichen überdurchschnittlich viele Schüler die Kompetenzstufe 4 oder eine höhere auf der sechsstufigen Kompetenzskala.

Sozial Schwache noch immer benachteiligt

Verbesserungsbedarf besteht insbesondere hinsichtlich dem nach wie vor engen Zusammenhang zwischen Schulleistungen und sozialer Herkunft sowie der hohen Wiederholerquoten in den Schulen: Bemängelt wird erneut das erhebliche Risiko für Schülerinnen und Schüler mit schwächerer sozioökonomischer Herkunft, zu den leistungsschwächsten Mathematikschülern zu gehören. Gleichzeitig liegt Deutschland mit einem Anteil von mehr als 20 Prozent der 15-Jährigen, die bereits mindestens ein Schuljahr wiederholt haben, erheblich über dem OECD-Durchschnitt von 13 Prozent.

Reaktionen geteilt

Der Parlamentarische Staatssekretärs im Bildungsministerium, Andreas Storm, und die Präsidentin der Kultusministerkonferenz Ute Erdsiek-Rave waren sich darin einig, dass alle Begabungsreserven mobilisiert werden müssten. Sie betonten die Notwendigkeit, verstärkt die frühe Förderung zu verbessern. Trotz großer Fortschritte etwa bei der Einrichtung von Ganztagsschulen und der Sprachförderung in Kindertagesstätten bleibe viel zu tun. Nach wie vor sei der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungsniveau zu eng. Dabei müssten vor allem junge Menschen mit Migrationshintergrund sprachlich früh gefördert werden, da ihr Anteil stetig steigt. Erdsiek-Rave forderte, die durch die sinkenden Schülerzahlen frei werdenden Mittel sollten im Bildungssystem bleiben. Sie müssten zu einer Qualitätsverbesserung der Bildung von der Kita bis zur Hochschule genutzt werden.

Deutliche Kritik äußerte Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Heinz-Peter Meidinger an der Schlussfolgerung des OECD-Koordinators Andreas Schleicher, Deutschland verliere den Anschluss in der Hochschulausbildung. "Wer als Hauptindikator für die Qualität und Zukunftsfähigkeit eines Landes eine möglichst hohe Steigerungsrate bei den Hochschulabschlüssen ansieht, wird den differenzierten Bildungsherausforderungen der Zukunft nicht gerecht und ordnet außerdem letztendlich die Qualität der Quantität unter. Zudem hat die Studienanfängerquote von 30 Prozent auf 37 Prozent von 2000 bis 2004 in Deutschland so stark zugenommen wie noch in keinem Zeitraum zuvor", so der DPhV-Vorsitzende wörtlich.

(OECD, BMBF, DPhV, 13.09.2006 – NPO)

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