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Geowissen

Geologen untersuchen Java-Tsunami

Foraminiferen sollen Aufschluss über die Herkunft angespülter Sedimente liefern

Erst vor wenigen Wochen verheerte ein Tsunami die indonesischen Strände entlang der Südküste von Java. Laut Presseberichten forderte der Tsunami vom 17. Juli 2006 mehr als 600 Todesopfer, über 300 Personen gelten noch als vermisst und knapp 30.000 Menschen wurden obdachlos. Nun reisen deutsche Geologen nach Java, um die Wirkung des Tsunami an den betroffenen Strandregionen zu untersuchen.

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Die Auswirkungen des Tsunami waren in der Umgebung des Nationalparks von Pandangaran im Süden Javas am stärksten zu spüren. Daher sollen dort zunächst durch die Aufnahme von Wassermarken an Gebäuden, an Land geworfene Boote und Zerstörungen an Gebäuden die Auflaufhöhen und -weiten des Tsunami bestimmt werden. Grundlage der Untersuchungen sind weiter das detaillierte Vermessen (Nivellieren) der Strandprofile und die Probennahme aus den Sanden, die der Tsunami an Land transportiert hat. Aus den Verteilungen der Korngrößen in den Proben lassen sich Rückschlüsse auf die Strömungsbedingungen beim Auflaufen des Tsunami ableiten.

Das Forscherteam um Heinrich Bahlburg und Michaela Spiske von der Universität Münster sowie Hendra Amijaya vom Department of Geological Engineering der University of Yogyakarta hofft, in den Sedimenten Mikroorganismen der Gruppe der Foraminiferen zu finden. Viele Foraminiferenarten leben in bestimmten Tiefen am Meeresboden und können vom Tsunami an Land verfrachtet werden. Die im Sediment vorgefundenen Arten zeigen deshalb an, aus welcher Wassertiefe der Tsunami das an Land abgelagerte Sediment mitgebracht hat.

Heinrich Bahlburg führte mit Mitarbeitern bereits nach dem Sumatra- Tsunami vom 24. Dezember 2004 gleichartige Untersuchungen an den Stränden Ostindiens und Kenias durch. Der Sumatra-Tsunami wurde von einem Erdbeben der Stärke 9,3 auf der Momentmagnitude ausgelöst, der Java- Tsunami hingegen von einem der Stärke 7,7. Der Java-Tsunami hatte eine deutlich geringere lokale Wirkung, und die Tsunamiwelle verursachte keine Schäden an entfernten Küsten des Indischen Ozeans.

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(idw – Westfälische Wilhelms-Universität Münster, 04.09.2006 – AHE)

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