Die letzte Eiszeit verdrängte viele Tier- und Baumarten aus Österreich nach Südosteuropa. Nach dem Rückzug der Gletscher wanderten jedoch viele Lebewesen wieder ins Land ein, wie etwa die Flussbarbe donauaufwärts. Wie haben dies aber Zitter- und Silberpappel, die Charakterbäume des Wiener Raumes, geschafft? Ebenfalls "die Donau herauf"? Dies wollen jetzt Wissenschaftler vom Forschungszentrum Wald (BFW) durch den molekulargenetischen Vergleich mit Bäumen aus Rumänien, Slowakei, Ungarn und Kroatien klären.
Wie viele Kilometer können Bäume jährlich flussaufwärts zurücklegen? Schwimmen kommt für sie nicht in Frage, also verbreiten sie sich über Pollen und Samen. Entscheidend ist deren Flugdistanz, bei Pappeln ist diese sehr groß. Die ökologischen Daten werden mit Ergebnissen der genetischen Untersuchungen überlagert und daraus ein Einwanderungsszenario abgeleitet.
Einwanderung und Genvermischung bringt Vorteile
Bereits bekannt ist, dass die Zitterpappel vor der Silberpappel den Wiener Raum besiedelt hat. Die Silberpappel verdrängte anschließend die Zitterpappel von bestimmten Standorten. Dabei vermischten sich Teile des Genoms zu Hybrid-Pappeln. Im Zusammenspiel von Einwanderung, Verschiedenheit und "Einbürgerung" fremder Gene liegen offensichtlich Vorteile für beide Baumarten.
Die Genetiker des BFW wollen nun zeigen, wie einzelne Gene im Zuge der Hybridisierung die jeweils andere Art "unterwandern". Sie können dort der anderen Baumart nützen – dennoch bleiben die beiden Arten klar getrennt und unterscheidbar.
Wienerwald trifft auf Donauauen
Der Vater im Wienerwald, die Kinder in den Donauauen. Dieses Szenario zeichnet sich für die großflächigen Hybridpappelbestände entlang der Donau ab. Pollen von Pappeln aus dem Wienerwald überwinden die 15 Kilometer bis zu den Donauauen und bestäuben dort die Pappelbestände. Genetische Vaterschaftsuntersuchungen sollen dies belegen.
(Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft, 22.08.2006 – DLO)