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Planetenzahl ändert sich

Bald zwölf oder acht statt neun Planeten in unserem Sonnensystem?

Modell des möglicherweise erweiterten Sonnensystems © The International Astronomical Union / Martin Kornmesser

Wenn es nach dem Willen der Internationalen Astronomischen Vereinigung (IAU) geht, dann umkreisen ab dem 24. August zwölf statt neun Planeten unsere Sonne – und mehr werden folgen. Dies liegt aber nicht daran, dass neue Planeten entdeckt oder sogar ins All geschossen werden. Es liegt schlicht daran, dass die IAU an diesem Tag auf ihrer Zusammenkunft in Prag eine neue Definition des Wortes „Planet“ verabschieden will.

Die alte Definition ist überholt. Denn bis jetzt war ein Planet nur dadurch definiert, dass er sich vor dem Hintergrund der Sterne um die Sonne bewegt. Mit Hilfe neuer und besserer Teleskope haben Astronomen Objekte im äußeren Sonnensystem entdeckt, die ähnlich groß oder sogar größer als Pluto sind und die diese Definition erfüllen, aber eben trotzdem nicht dem allgemeinen Verständnis eines Planeten entsprechen. Daher war eine Reform nötig.

Pluto weiter Planet

Pluto galt bis jetzt als der neunte und äußerste Planet. Doch im Zuge der seit mehreren Jahren währenden Diskussion um die Definition Planet, lief er Gefahr diesen Status aberkannt zu bekommen. Geht es jedoch nach dem Willen der Kommission, die zwei Jahre lang um die neue Definition gerungen hat, so behält er nicht nur seinen Status, sondern es kommen noch drei neue Planeten hinzu.

Die neue Definition

Laut der neuen Definition ist alles ein Planet, dass um einen Stern kreist und schwer genug ist, dass seine eigene Masse es zu einer Kugel formt. Die Masse, die dazu nötig ist, liegt übrigens ungefähr bei 5*10 hoch 20 Kilogramm und bei einem Durchmesser von circa 800 Kilometern. Kugel ist dabei relativ, denn wie wir alle wissen, gleicht die Erde eher einer Kartoffel als einer Kugel. Und niemand bestreitet, dass die Erde trotzdem ein Planet ist. Außerdem darf der Himmelskörper in Frage nicht selbst ein Stern oder der Mond eines anderen Planeten sein.

Mond oder Planet?

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Kreisen zwei Objekte umeinander, dann kommt es darauf an, wo der gemeinsame Drehpunkt liegt, ob es sich um einen Doppelplaneten oder um einen Planeten und einen Mond handelt. Bei Erde und Mond liegt der Punkt, um den die beiden sich drehen unterhalb der Erdoberfläche, da die Erde so viel größer ist als der Mond. Der Mond bleibt daher weiter ein Mond und wird nicht zum Planeten erklärt, obwohl er ansonsten die Definition von Planet erfüllt. Anders liegt es bei Pluto und dem um ihn kreisenden Objekt Charon. Da der gemeinsame Drehpunkt im freien Raum liegt, bilden sie fortan den einzigen bekannten Doppelplaneten in unserem Sonnensystem.

Plutons brauchen über 200 Jahre um die Sonne

Außerdem führt die Kommission den Begriff „Pluton“ ein, abgeleitet von Pluto. Plutons sind Planeten, die für ihre Bahn um die Sonne länger als 200 Jahre brauchen, also sich außerhalb der Bahn von Neptun befinden. Typischerweise ist die Achse ihrer Bahn stark gegen die Achse der restlichen Planeten gekippt.

Zwölf statt bisher neun

Außer den neun bekannten Planeten Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun und Pluto (von innen nach außen) kommen jetzt noch drei hinzu: Ceres, der zwischen Mars und Jupiter liegt, Charon, der um Pluto kreist und 2003 UB313. Letzter wurde 2003 hinter Neptun entdeckt und ist in etwa so groß wie Pluto oder größer. Sein inoffizieller Name lautet „Xena“. Auf einen offiziellen Namen muss er noch warten, bis die Definition geklärt ist.

"Xena" - der zehnte Planet? © NASA, ESA and A. Schaller (for STScI)

Ceres war bei seiner Entdeckung 1801 noch als Planet gehandelt worden. Doch da es damals nicht möglich war, seine Größe zu bestimmen und mehrere Objekte ähnlicher Größe in der Gegend gefunden wurden, verlor er diesen Status und wurde als Asteroid oder Kleinplanet bezeichnet. Charon galt bis jetzt als Mond oder Satellit von Pluto, steigt aber mit Annahme der neuen Definition in die Kategorie Planet auf. Der Status von 2003 UB313 war bis jetzt nicht geklärt. Alles, was kleiner als ein Planet ist, würde in Zukunft übrigens als kleiner Sonnensystem-Körper bezeichnet. Die Bezeichnung Kleinplanet würde durch die Annahme des Vorschlags abgeschafft.

Weiterer Zuwachs

Übrigens gibt es noch ein bis zwei Dutzend weiterer Kandidaten, die die IAU-Kommission demnächst näher in Augenschein nehmen wird, um herauszufinden, ob sie ebenfalls Planeten nach der neuen Definition sind. Alles in allem ein ziemlicher Zuwachs – wenn denn die versammelten Astronomen zustimmen. Wenn nicht, wird es vermutlich noch einmal ein paar Jahre dauern, bis ein neuer Vorschlag ausgearbeitet ist.

(Kirsten Achenbach, Marum, 21.08.2006 – AHE)

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