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Biologie

Jede Mikrobe hat ihren Platz

Bakterienarten im Meer nicht austauschbar

Jedes Lebewesen hat seinen Platz und seine Rolle im Ozean. Und das gilt auch für Bakterien, die bisher eher als funktionell redundant und damit nicht sonderlich einzigartig angesehen wurden. Wie Wissenschaftler jetzt in der Zeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences berichten, sind auch die verschiedenen Arten der marinen Mikroorganismen individuell eingenischt und keineswegs austauschbar.

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Der Meeresbiologe Jed Fuhrman und seine Kollegen von der Universität von Südkalifornien und der Columbia Universität untersuchten die Bakterienfauna des Pazifiks nahe der Catalina Insel über einen Zeitraum von vier Jahren hinweg. Die in diesem Zeitraum aus dem Meerwasser entnommenen Proben analysierten die Forscher auf ihre Artenzusammensetzung hin sowie auf Temperatur, Salz- und Nährstoffgehalt, pflanzliches Material und andere Faktoren.

Es zeigte sich, dass auch die Bakterienarten untereinander keineswegs austauschbar waren: Jede Art gedieh unter jeweils spezifischen Umweltbedingungen und zu ganz bestimmten Zeiten. „Ich könnte Ihnen sagen, welcher Monat es ist, wenn Sie mir einfach eine Wasserprobe aus dem Meer hier geben“, erklärt Fuhrman. In vier von fünf Malen konnten die Forscher die Zusammensetzung der bakteriellen Population anhand der Wasserbedingungen vorhersagen.

„Ausreißer“ und „brave Mikroben“

Die Mehrheit der marinen Mikrobenarten verhielt sich vorhersagbar, ihre Häufigkeit nahm ab oder stieg an entsprechend der Bedingungen. Doch es gab auch „Ausreißer“: Eine kleinere Gruppe von Arten in jeder Probe war nicht berechenbar und könnte – so die Ansicht der Forscher – das Äquivalent zu Unkräutern unter den Landpflanzen bilden. „Wo auch immer wir hinschauten fanden wir vorhersagbare Arten, aber innerhalb der Gruppen gab es immer berechenbarere und unberechenbarere Mitglieder“, so Fuhrman. „Im Hinblick darauf, wie sie im System funktionieren sind sie wie Tiere und Pflanzen. Jede hat seinen eigenen Platz.“

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Die neuen Funde haben Bedeutung auch für die Erforschung der Meeresveränderungen. Wenn Bakterien sich so vorhersagbar verhalten, können sie auch als Indikatoren und Modelle für marine Veränderungen herangezogen werden. Indem auch die Mikroorganismen mit einbezogen werden, „haben wir einige Hoffnung, dass wir vorhersagen können, wie sich die Veränderungen abspielen werden“, so der Wissenschaftler.

(University of Southern California, 15.08.2006 – NPO)

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