Die Impfung von Gewitterwolken mit Silberjodid hilft, die Anzahl großer Hagelkörner in der Luft zu verringern und somit Schäden vor allem in der Landwirtschaft zu vermeiden. Doch als unerwünschte „Nebenwirkung“ kann es passieren, dass durch den Einsatz der kleinen Teilchen der Niederschlag insgesamt vertrieben wird. Eine neue Studie aus Österreich hat nun jedoch gezeigt, dass die umstrittenen Einsätze der so genannten Hagelabwehr in einem Testgebiet in der Steiermark unterm Strich trotzdem als Erfolg zu bewerten sind.
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Hagelkörner entstehen, wenn in großer Höhe die Luftfeuchtigkeit an kleinsten Staubteilchen gefriert. Mit dem Silberjodid bringt man zusätzliche Teilchen in die Luft – es können sich also mehrere und damit kleinere Schlossen bilden. Im Idealfall schmelzen diese auf dem Weg zum Boden und kommen als Regen oder als matschige, harmlose Eiskörner an.
Über einen Zeitraum von zwanzig Jahren hat nun Professor Reinhold Lazar vom Institut für Geographie und Raumforschung der Uni Graz die Hagelereignisse samt ihren Auswirkungen in der Oststeiermark beobachtet. Im Testgebiet „impft“ die Steirische Hagelabwehr regelmäßig die Gewitterwolken mit Silberjodid, um die Schäden für die Landwirtschaft gering zu halten. Lazar konnte zeigen, dass diese Einsätze wirkungsvoll sind und keinesfalls – wie immer wieder kritisiert – den Niederschlag vertreiben.
„Im Beobachtungszeitraum ist die Anzahl der großen Hagelkörner drastisch gesunken, die pro Gewitter verhagelte Fläche hat sich weniger als halbiert, und die Schäden sind signifikant zurückgegangen“, fasst der Klimaforscher die Ergebnisse zusammen. „Wir haben vermehrt beobachtet, dass große Schäden vor allem in jenen Gebieten entstanden sind, wo die Wolken nicht geimpft wurden.“
Man kann sich allerdings, warnt der Experte, nicht völlig auf die Wirkung des Silberjodid verlassen: „Durch die globale Erwärmung sind immer mehr Riesenzellen zu erwarten, die richtige Hagelstürme mit sich bringen. Dagegen ist die Abwehr machtlos.“ Auch Gunter C. Pachatz vom Wegener Zentrums der Universität Graz kommt in seiner Dissertation zu einem ähnlichen Fazit: „Wir wissen noch sehr wenig darüber, was bei der Hagelabwehr tatsächlich in den Wolken passiert, weitere Forschungen sind daher dringend notwendig.“
(Universität Graz, 27.07.2006 – AHE)