Patienten mit Morbus Crohn leiden unter chronischen Entzündungen des Darms. Die Ursachen dieser Erkrankung waren bisher nicht genau bekannt. Ein internationales Forscherteam hat nun einen möglichen Auslöser für die Krankheit entdeckt: Vom Gen für ein wichtiges Verteidigungsmolekül des Körpers – beta- Defensin-2 – besitzen Morbus-Crohn-Patienten mit Dickdarmbefall eine Kopie weniger als gesunde Menschen.
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Defensine spielen im menschlichen Immunsystem eine wichtige Rolle. Die aus nur rund 30 Eiweißbausteinen zusammengesetzten Peptide wirken wie körpereigene Antibiotika, die die Schleimhäute vor Bakterienbefall schützen. Patienten mit Dickdarmbefall durch Morbus Crohn weisen einen niedrigen Spiegel von beta-Defensinen in den Schleimhäuten auf.
Forscher des Deutschen Krebsforschungszentrum und der Universitäten Wien und Davis, Kalifornien, entdeckten nun unter der Federführung von Dr. Klaus Fellermann und Professor Eduard F. Stange, Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart, dass die Anzahl der Defensin-Genkopien einen entscheidenden Einfluss auf das Entstehen der Erkrankung hat.
Nester aus Defensin-Genen
Defensin-Gene sind in als "Cluster" bezeichneten Nestern auf dem Chromosom 8 angeordnet. Die Anzahl dieser Cluster schwankt innerhalb der Bevölkerung erheblich – Forscher sprechen von einem Polymorphismus. Das Wissenschaftlerteam zeigte nun, dass Patienten mit Dickdarmbefall durch Morbus Crohn im Durchschnitt nur drei Kopien des Gens für beta-Defensin-2 aufweisen. Im Gegensatz dazu findet man bei gesunden Kontrollpersonen, aber auch bei Patienten mit Dünndarmbefall oder mit Colitis ulcerosa, einer anderen entzündlichen Darmerkrankung, im Schnitt vier Kopien dieses Gens pro Zelle.
Die Wissenschaftler wiesen nach, dass die geringere Kopienzahl der Gene tatsächlich mit einer verringerten Produktion des körpereigenen Antibiotikums einhergeht und damit den bekannten niedrigen Defensin-Spiegel erklärt. Sie vermuten, dass die Verteidigung der Darmschleimhaut dadurch durchlässig wird, Bakterien sich anheften und in die Schleimhaut eindringen können, was zu den typischen Entzündungsherden des Morbus Crohn führt.
An der schubweise verlaufenden Erkrankung leiden in Deutschland schätzungsweise 150.000 Menschen, die Neuerkrankungsrate liegt bei rund fünf pro 100.000 Einwohnern pro Jahr. Die Erkrankungshäufigkeit ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Morbus-Crohn-Patienten haben auch ein erhöhtes Risiko, an Darmkrebs zu erkranken.
(idw – Deutsches Krebsforschungszentrum, 19.07.2006 – DLO)