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Geowissen

Galileo-Code geknackt

GPS-Forscher entschlüsselten Signale aus Protest gegen Galileo-„Geheimniskrämerei“

Galileo-Satellit GIOVE-A © ESA

Der Code des europäischen Navigationssystems Galileo ist verschlüsselt und galt daher als sicher. Die auf Zufallszahlen basierende Verschlüsselung soll sicherstellen, dass nur angemeldete Kunden in den Genuss der genauen Positionierungsdaten kommen. Doch jetzt haben amerikanische Wissenschaftler den Code des ersten Galileo-Satelliten GIOVE-A geknackt.

GIOVE-A (Galileo In-Orbit Validation Element-A) ist der Prototyp für die 30 Satelliten, aus denen ab 2010 das europäische Navigationssystem Galileo bestehen soll. Als europäische Antwort auf das amerikanische GPS-System ausgelegt, werden die Galileo-Signale jedoch nicht frei und kostenlos für alle nutzbar sein, sondern nur für diejenigen, die das verschlüsselte Signal dekodieren können. Alle Positionierungsdaten sind mithilfe des so genannten Pseudo-Zufalls-Zahlen Codes verschlüsselt (PRN – pseudo random numbers).

Code-Geheimniskrämerei sorgt für Unmut

Da allerdings Galileo und GPS einige Frequenzbereiche teilen, hatten die EU und die USA ein Übereinkommen unterzeichnet, das zusicherte, einige der PRN-Codes für Forschungs- und Vergleichszwecken als „open source“ Codes offen zu lassen. Doch seit der Inbetriebnahme von GIOVE-A am 12. Januar 2006 sind keine seiner PRN-Codes veröffentlicht worden.

Mitglieder des Global Positioning Labors an der amerikanischen Cornell Universität hatten zu Forschungszwecken bei Surrey Satellite Technology Ltd., , einer von nur drei Gruppen weltweit, die in Besitz des Codes sind, angefragt, wurde aber abgewiesen. Auch ein deutscher Kollege war beim Versuch, die Codes zu bekommen, gescheitert. „Selbst Europäer waren frustriert“, erklärt Mark Psiaki, Professor für Luftfahrtechnik der Cornell Universität. „Da dachte ich mit: Vielleicht können wir die Codes selbst aus der Luft holen, einfach mit einer Antenne und einer Menge an Signalverarbeitung.“

GIOVE-A-Code geknackt

Gedacht – getan. Innerhalb einer Woche hatte Forschergruppe einen Algorithmus entwickelt um die Codes zu extrahieren. Nach weiteren zwei Wochen fingen sie ihr erstes Signal des GIOVE-A Satelliten auf. Klevere Detektivarbeit und ein Tipp ihre deutschen Kollegen sorgten dafür, dass die GPS-Forscher am ersten April die fertige Version des geknackten Codes auf ihrer Website veröffentlichen konnten.

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Die Galileo-Verantwortlichen beschwerten sich und beanspruchten die Codes als ihr „intellektuelles Eigentum“. Jeder Empfänger benötige schließlich eine offizielle Lizenz. „Das machte mich stutzig“, so Psiaki. “Offenbar wollten sie aus dem zugesicherten Open Source Code Geld machen.” Doch Rechtsexperten gaben dem Forscher recht: „Uns wurde gesagt, dass das knacken der Verschlüsselung eines kreativen Inhalts, wie Musik oder Film, illegal ist, nicht aber das Knacken eines Navigationssignals.“

Knacken von Navigationsdaten nicht illegal

Denn, so die Begründung, grundlegende Daten über die physikalische Welt können nicht geschützt werden, auch nicht, wenn diese von einem Satelliten kommen, den die Europäer gebaut haben. „Stellen sie sich vor, jemand baut einen Leuchtturm und ich gehe vorbei und sehe, wie oft das Licht aufleuchtet und messe, wo die Koordinaten sind“, erklärt Psiaki. „Kann der Besitzer mir dann eine Lizenzgebühr abverlangen dafür, dass ich das Licht beobachtetet habe? Nein. Und was ist an der Beobachtung von Galileo anders?“

Inzwischen hat das Galileo-Konsortium auf die inzwischen auch in der Zeitschrift GPS World veröffentlichten Codes und Entschlüsselungsmethoden reagiert und einige Codes öffentlich zugänglich gemacht. Dummerweise sind diese jedoch nicht diejenigen, die der GIOVE-A-Satellit benutzt.

(Cornell University, 11.07.2006 – NPO)

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