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Umwelt

WM: Auch beim „Green Goal“ Chancen verpasst

FIFA-Ziel der klimaneutralen WM nicht gelungen

Website von Green Goal © FIFA

Eigentlich sollte es eine „grüne“ WM werden. So jedenfalls wollte es die FIFA mit ihrem Umweltprojekt Green Goal. Doch das Konzept ist nur zum Teil aufgegangen. Eine Studie zeigt, dass Green Goal kaum bekannt ist und damit auch die Chance verspielt hat, einem Zukunftskonzept den Weg in die Alltagsanwendung zu bereiten.

Allein in Deutschland stoßen Verkehrsmittel auf dem Weg zum Stadion bis zu 80.000 Tonnen Kohlendioxid aus. Vor Ort fallen rund 5.000 Tonnen Müll an, während 21.000 Kubikmeter Wasser durch Waschbecken und Toiletten der Stadien fließen. Aus diesem Grund hatten FIFA und das Freiburger Ökoinstitut die Initiative Green Goal entwickelt und erstmals messbare Ziele für mehr Umweltschutz vereinbart: Strom, Wasser und Abfall wollte die FIFA um jeweils 20 Prozent reduzieren und in Umwelttechnologie wie Regenwassernutzung und Solartechnik investieren. Vor allem sollte es die erste klimaneutrale Fußball-WM sein, das heißt ein reduzierter Privatverkehr sollte weniger Treibhausgase produzieren und der Rest durch Ausgleichsmaßnahmen kompensiert werden.

Doch von den guten Vorsätzen ist nur wenig übrig geblieben. Immerhin kommen in Stuttgarter Stadiontoiletten hochmoderne Urinals nun ganz ohne Wasser aus, in München hat sich das ganze Stadion gemäß den Umweltmanagement-Richtlinien "EMAS" validieren lassen und durch zusätzliche Waldpflanzungen in Indien und Südafrika werden die Auspuffgase, die während der WM aus Deutschland in die Atmosphäre steigen, weltweit wieder neutralisiert.

Große Schwächen im Klimaschutzkonzept

Gleichzeitig aber sehen die Experten auch einige Schwächen – unter anderem verursacht durch den späten Start der Inititiatve Green Goal. Bei der Olympiade in Sydney sei Nachhaltigkeit von Anfang an Bestandteil aller Planungen gewesen. In Deutschland habe das Konzept erst 2003 vorgelegen. "Zu diesem Zeitpunkt waren die Stadionumbauten bereits durchgeplant und angefangen – da ist die FIFA mit Green Goal erst zur zweiten Halbzeit angetreten“, so Professor Dr. Werner F. Schulz vom Lehrstuhl für Umweltmanagement der Universität Hohenheim.

Beim Oberziel – dem Klimaschutz – leiste sich die FIFA sogar ein Stückchen Augenwischerei. "Neutralisiert werden nur die rund 80.000 Tonnen Kohlendioxid, die bei Anfahrten innerhalb Deutschlands anfallen", erklärt Schulz. Weltweit seien aber von den 3,2 Millionen Gästen viele mit dem Flugzeug angereist – darunter zum Beispiel Tausende Brasilianer, die jeweils 12.000 Kilometer im Flieger saßen. "Jeder Auslandsbesucher legte durchschnittlich mindestens 2.000 bis 3.000 Kilometer im Flugzeug zurück. Dabei entstanden weitere 150.000 Tonnen Kohlendioxid, die in keiner Umweltstatistik auftauchen."

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Chance für Umwelt-PR vertan

Vor allem aber habe die FIFA die Chance vertan, ihre guten Ansätze in Sachen Nachhaltigkeit in die Breite zu tragen. "Tue Gutes und rede darüber – diesen Grundsatz in der PR hat die FIFA sträflich vernachlässigt." Belegt wird dies durch eine aktuelle Studie des Lehrstuhls für Umweltmanagement, wonach die Initiative Green Goal bei 97 Prozent der Bevölkerung unbekannt ist. Befragt wurden über 1.000 Personen im Großraum Stuttgart, zeitgleich zeigen über 150 bundesweite Telefoninterviews, dass sich die Ergebnisse auf die Gesamtbevölkerung übertragen lassen.

(Universität Hohenheim, 05.07.2006 – NPO)

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