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Biologie

Regenwald tut Plantagen gut

Weniger Schädlinge auf Agrarflächen in Waldnähe

Tropischer Regenwald in Zentral-Sulawesi © Ingolf Steffan-Dewenter

Der Regenwald reguliert nicht nur die Tierwelt in ihm, sondern beeinflusst auch die nahebei liegenden Agrarflächen positiv: Je näher diese am Wald liegen, desto weniger stark ist der Schädlingsbefall und desto reger sind die Kontrollmechanismen durch natürliche Feinde.

Agrarflächen in den Tropen wie zum Beispiel Kaffeeplantagen weisen ein größeres Potential der natürlichen Schädlingskontrolle auf, wenn sie in unmittelbarer Nachbarschaft zum Regenwald angesiedelt sind. Sie beherbergen nicht nur vermehrt blütensuchende Bienen und Wespen, sondern zeigen in der nächsten Stufe der Nahrungskette auch eine größere Vielfalt von Organismen, die einen Schädlingsbefall begrenzen können. Das haben Agrarökologen der Universität Göttingen in einem Projekt des Sonderforschungsbereichs (SFB) "Stabilität von Randzonen tropischer Regenwälder in Indonesien" nachgewiesen.

Seit sechs Jahren untersuchen Göttinger Wissenschaftler zusammen mit indonesischen Kollegen wie sich die Umwandlung von Waldrandgebieten in Landnutzungssysteme unter anderem auf die Tier- und Pflanzenwelt auswirkt. Die Folgen für die Artenvielfalt und die "Serviceleistungen" aus der Natur für den Menschen sind dabei Schwerpunktthemen der Abteilung Agrarökologie unter der Leitung von Professor Teja Tscharntke. Die Forschungsergebnisse aus Zentral-Sulawesi (Indonesien) wurden in der Fachzeitschrift "Journal of Animal Ecology" vorgestellt.

Natürliche Feinde und Bestäuber gefördert

"Im Zuge der anhaltenden Zerstörung tropischer Regenwälder werden große Flächen in Agroforstsysteme umgewandelt, die vielen Pflanzen und Tieren die natürliche Lebensgrundlage entziehen. Einige Organismen sind zwar in der Lage, sich der veränderten Umwelt anzupassen und profitieren sogar von dieser Umwandlung. Der Großteil der betroffenen Arten kann in den Agrarflächen jedoch nur dann überleben, wenn Rückzugsgebiete ihres urspünglichen Lebensraumes in erreichbarer Nähe vorhanden sind", erläutert Tscharntke.

In früheren Untersuchungen konnte das Wissenschaftlerteam mit Tscharntke, Privatdozent Dr. Ingolf Steffan-Dewenter und Dr. Alexandra-Maria Klein bereits zeigen, dass Kaffeeplantagen dann einen großen Artenreichtum blütensuchender Bienen aufweisen, wenn sie direkt an den Regenwald angrenzen. Tscharntke: "Die Zunahme an Bienenarten führt zu einer besseren Bestäubung und damit zu mehr und größeren Kaffeebohnen. Dies gilt nicht nur für Tieflandkaffee, bei dem zwingend Insektenbestäubung erforderlich ist, sondern auch für Hochlandkaffee."

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Zerstörung des Waldes schadet auch Plantagen

Für ihre weiterführenden Untersuchungen hat Klein in 24 Kaffeeplantagen am Rande des Lore-Lindu-Nationalparks mit unterschiedlichen Entfernungen zu Regenwaldgebieten Nisthilfen für Bienen und Wespen ausgebracht und über einen Zeitraum von 15 Monaten regelmäßig kontrolliert. Die Forscher erfassten parallel dazu das Auftreten natürlicher Gegenspieler. Dazu gehörten insbesondere Schlupfwespen, die eine wichtige Funktion als Antagonisten vieler Schädlingsarten besitzen.

Vielfalt und Befallsrate waren dort am höchsten, wo die Plantagen in unmittelbarer Nähe des Regenwaldes lagen. "Damit besitzen diese Agrarflächen ein größeres Potential zur natürlichen Kontrolle von großen Insektenpopulationen, die zum Beispiel Schaden an Kulturpflanzen anrichten könnten", erläutert die Göttinger Wissenschaftlerin. "Gleichzeitig haben unsere Forschungsarbeiten aber auch deutlich gemacht, dass Organismen auf höheren Stufen der Nahrungskette in stärkerem Maße von der Zerstörung des Regenwaldes beeinträchtigt werden als Arten nahe der Basis."

(Universität Göttingen, 05.07.2006 – NPO)

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