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Medizintechnik

Tragbare „Ersatzlunge“ hilft

Notfallgerät versorgt Blut mit Sauerstoff außerhalb des Körpers

Schwere Verbrennungen, Rauchvergiftungen oder Lungenentzündungen: Beim akuten Lungenversagen werden die meisten Patienten künstlich beatmet, indem Sauerstoff mit Überdruck in die Lunge gepresst wird. Doch rund die Hälfte der Behandelten überlebt dieses Verfahren nicht oder erhält massive Schäden in den noch gesunden Lungenbereichen. Um dies in Zukunft zu verhindern, haben Forscher nun eine besonders kleine und tragbare „Ersatzlunge“ entwickelt, die das Blut des Patienten außerhalb des Körpers mit Sauerstoff versorgt. Aufgrund seiner geringen Größe kann dieses auch entgegen der bisherigen Geräte in Notarztwagen eingesetzt werden.

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Ein internationales Forscherteam am Aachener Institut für Angewandte Medizintechnik hat den „Hochintegrierten, Extrakorpuralen Membran-Oxygenator“ (HEXMO) entwickelt. "Bei der Sauerstoffanreicherung außerhalb des Körpers wird das Blut aus der Vene entnommen und mit Hilfe eines Pumpsystems durch den Oxygenator geleitet", erklärt Dr. Ulrich Steinseifer, der im Helmholtz-Institut das HEXMO-Projekt betreut. "Dabei kommt das Blut in Kontakt mit verschiedenen Materialien – etwa den beschichteten Schläuchen, wodurch es zu Blutgerinnungsstörungen kommen kann."

Der Vorteil des Systems: "Bei HEXMO ist die Blutpumpe direkt in den Oxygenator integriert", erklärt Ulrich Steinseifer. "Dadurch reduziert sich der Blutkontakt mit anderen Materialien erheblich, so dass die Gefahr der Blutschädigung drastisch reduziert wird." Auch kann die Menge des entnommenen Blutes minimiert werden. Zudem ist das System sehr handlich konstruiert, so dass es auch in Notarztwagen eingesetzt werden könnte.

Das angewandte Verfahren, die so genannte extrakorpulare Membran- Oxygenation (ECMO), ist an sich nicht neu und wird bereits in wenigen spezialisierten Kliniken wie der Aachener Universitätsklinik angewendet. Doch die bisherige Medizintechnik hatte verschiedene Nachteile. Dazu zählt, dass die Geräte zu groß sind, um sie direkt in Notarztwagen einsetzen zu können. Mit HEXMO könnte dies in Zukunft anders werden.

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Doch bis zum Erste-Hilfe-Einsatz vor Ort dauert es noch, auch wenn erste HEXMO- Prototypen bereits existieren. Noch für dieses Jahr sind erste Tierversuche geplant. Danach steht jedoch als nächster Schritt die sorgfältige klinische Evaluierung an. Die Zusammenarbeit mit den Intensivmedizinern am Universitätsklinikum Aachen läuft bereits. "Von dieser innovativen Medizintechnik werden in einigen Jahren viele Schwerstlungenkranke profitieren", prognostiziert Professor Ralf Kuhlen, der als Ärztlicher Leiter die operative Intensivmedizin am UKA betreut. Rund 25.000 schwerste Fälle von Lungenentzündungen, so schätzt der Intensivmediziner, werden jährlich in bundesdeutschen Kliniken behandelt. Die HEXMO-Forschung kommt aus seiner Sicht indes allen zugute: "Rein statistisch gesehen liegt jeder Mensch einmal im Leben auf einer Intensivstation."

(idw – Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, 28.06.2006 – AHE)

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