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Paläontologie

Erster Saurier-Fund in Norwegen

Ölbohrung stieß zufällig auf tiefste jemals entdeckte Saurierknochen

Plateosaurus © RWE Dea

Nun ist es wissenschaftlich belegt: Ein Geologe hat den ersten Dinosaurier Norwegens gefunden und damit gleichzeitig einen Weltrekord aufgestellt: Nie zuvor wurde ein Saurier in so großer Tiefe entdeckt. Die Knochen der Urzeit-Echse fanden sich in dem Bohrkern einer Erdölbohrung. Die Ergebnisse der Knochenanalysen wurden jetzt im Norwegian Journal of Geology veröffentlicht.

Die Saurierknochen, 2.259 Meter tief unter dem Meeresboden, wurde nicht etwa behutsam durch Paläontologen geborgen, sondern ihre Millionen Jahre währende Ruhe wurde 1997 abrupt gestört, als der Bohrmeißel der Bohrung 34/4-9S auf seinem Weg in das Ölfeld Snorre – dem zweitgrößten Ölfeld Norwegens – sie durchbohrte. Dieses von der RWE Dea Norge genutzte Ölfeld liegt 210 Kilometer nordwestlich von Bergen unter der Norwegischen Nordsee, die hier 290 bis 380 Meter tief ist.

Niemand hätte etwas von der paläontologischen Sensation bemerkt, wenn nicht RWE Dea-Geologe Morten Bergan bei der Analyse der Bohrkerne auf eine rohrähnliche weiße Struktur aufmerksam geworden wäre, die ihn an einen Knochen erinnerte. Die deutsche Paläontologin Nicole Klein, die sich auf die Knochenhistologie pflanzenfressenden Dinosaurier spezialisiert hat, hat das Knochenfragment nun zusammen mit anderen Wissenschaftlern als Plateosaurus bestimmt und die Erkenntnisse im Norwegian Journal of Geology veröffentlicht.

Zehntonner mit langem Hals

Klein und ihr Team untersuchten im Rahmen ihrer Dissertation an der Universität Bonn reichhaltiges Plateosaurus-Material aus Süddeutschland und der Schweiz – und jetzt auch den norwegischen Fund. „Der Knochen aus dem Snorre-Ölfeld verfügt über mehrere Merkmale die für Plateosaurus charakteristisch sind. Dazu zählen die so genannten radial fibro-lamellaren Knochen sowie die typischen ’Jahresringe’. Aufgrund der stark durchbluteten äußeren Knochenwand ist davon auszugehen, dass es sich um ein jung gestorbenes Exemplar handelt“, beschreibt Klein ihre Forschungsergebnisse.

Die pflanzenfressenden Plateosaurier lebte vor rund 200 Millionen Jahren im Zeitalter des späten Trias. Damals war das Gebiet der Lunde-Gesteinsformation eine weite, aus der Sedimentfracht großer Flüsse gebildete Ebene, die von den Langhals- Dinosauriern durchstreift wurde. Sie konnten wahrscheinlich sowohl auf allen Vieren als auch aufrecht auf den beiden Hinterbeinen laufen. Dabei dürfte der Boden gebebt haben, denn die Plateosaurier konnten bis zu zehn Meter hoch und vier Tonnen schwer werden.

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Fund stieß zunächst auf Unglauben

Versteinerte Knochen von Dinosauriern waren zuvor überall in Europa gefunden worden – nur in Norwegen nicht. Die sehr alten Gesteinsformationen auf dem Festland Norwegens wiesen bislang keine Spuren von Dinosauriern auf. Dies war der Grund dafür, dass Bergans Knochen-Theorie zunächst auch von Experten belächelt wurde.

„Wir waren sehr enttäuscht, dass niemand das sah, was wir sahen“, so der Geologe Bergan. Nun hat sich bei Bergan eine gewisse Genugtuung eingestellt. Er ist stolz darauf, der Entdecker des ersten norwegischen Dinosauriers zu sein. „Es hat neun Jahre gedauert“, so Bergan, „aber nun wissen wir endlich, von welchem Tier der Knochen stammt und wie dieser Dinosaurier aussah und lebte.“ Der Dinosaurierknochen ist inzwischen im Naturhistorischen Museum in Oslo ausgestellt.

(RWE Dea AG, 19.06.2006 – NPO)

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