Derzeit arbeiten weniger als 500 Menschen in der privatwirtschaftlich finanzierten "Grünen Gentechnik". Und die Agro-Gentechnik wird auch in Zukunft keine zusätzlichen Arbeitsplätze liefern – selbst wenn sie verstärkt angewendet wird. Dies geht aus einer neuen Studie der Universität Oldenburg hervor, die der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gestern vorgestellt hat.
Grund dafür sind laut der Untersuchung "Grüne Gentechnik als Arbeitsplatzmotor? Genaueres Hinsehen lohnt sich" absehbare Fusionen in der Agrarindustrie. Bedeutsame Potentiale für mehr Arbeit gibt es auch in der Saatgutentwicklung und -produktion nicht.
"Es gibt keine Belege für die von Befürwortern der Gentechnik oft angeführten positiven Wirkungen der Agro-Gentechnik auf den Arbeitsmarkt. Zahlen von Zehntausenden von neuen Arbeitsplätzen, die beispielsweise von der Deutschen Industrievereinigung Biotechnologie genannt wurden, entbehren jeder realistischen Grundlage.", so der Autor der Analyse Thorsten Helmerichs.
Beschäftigungszahlen gehen zurück
Zu den Beschäftigtenzahlen in der Agro-Gentechnik gebe es lediglich unsichere Daten. Auf entsprechende Anfragen bei 70 deutschen Unternehmen habe nur ein Fünftel geantwortet. Die Schätzung von maximal 500 Arbeitsplätzen sei deshalb optimistisch. Nach Aussagen der antwortenden Unternehmen würden auch künftig Neueinstellungen nur in geringer Zahl erfolgen, so die Studienergebnisse. Aufgrund zu beobachtender Fusionen in der Branche rechnet die Universität Oldenburg sogar mit rückläufigen Beschäftigtenzahlen.
Gerhard Timm, BUND-Bundesgeschäftsführer: "Es ist kein Wunder, dass die deutsche Gentechbranche ihre Zahlen nicht offen legt. Stellt man ihren maximal 500 Beschäftigten die 150.000 Arbeitsplätze in der Bio-Branche gegenüber, dann wird klar, wo der Jobmotor brummt. Wir fordern Bundeskanzlerin Angela Merkel auf, Arbeitsplatzversprechen der Genindustrie nicht länger auf den Leim zu gehen. Sie muss endlich ihren gentechnikfreundlichen Kurs ändern und sich stattdessen für mehr Arbeitsplätze im Biosektor und in der gentechnikfreien konventionellen Landwirtschaft einsetzen."
Merkel habe das Arbeitsplatzargument wiederholt eingesetzt, um auf Änderungen des Gentechnikgesetzes zu drängen. Dabei übersehe sie, dass die verstärkte Nutzung der Gentechnik in der Landwirtschaft zu erheblichen Arbeitsplatzverlusten führen würde.
(BUND, 14.06.2006 – DLO)