Die Xenotransplantation, die Übertragung von Zellen und Organen von Tieren auf den Menschen, rückt näher. Das zeigen neue Ergebnisse, die soeben auf dem Internationalen Symposium Xenotransplantation im Robert Koch-Institut vorgestellt wurden. Den Mangel an Organspendern beseitigen könnten vor allem Schweine, da ihr Stoffwechsel, dem des Menschen sehr ähnelt.
{1l}
Mittlerweile haben die Forscher bei der Xenotransplantation große Fortschritte gemacht. So berichtete Bernhard Hering von der Universität Minnesota in den USA auf der Tagung von der Übertragung von Inselzellen des Schweins auf Affen, die an Diabetes erkrankt waren, und damit erfolgreich behandelt werden konnten.
Als Vorstufe zur Anwendung beim Menschen sind auch Übertragungen von Schweineherzen auf Paviane zu verstehen. In diesen Studien erreichte Christopher McGregor von der renommierten Mayo-Klinik in den USA beachtliche Überlebenszeiten der Affen, die vergleichbar sind mit den Überlebenszeiten vor Beginn der Transplantationen von Spenderherzen beim Menschen in den Sechzigerjahren.
„Hindernisse für die Xenotransplantation sind die Abstoßungsreaktionen des Immunsystems, die physiologischen Unterschiede zwischen Tier- und Menschenorganen und die mögliche Übertragung von Mikroorganismen“, erläuterte Reinhard Kurth, Präsident des Robert Koch-Instituts, anlässlich der Tagung.
Viele Hindernisse beseitigt
So genannte porcine endogene Retroviren (PERV) stellen dabei ein besonderes Problem dar, da sie in allen Schweinen vorhanden sind und menschliche Zellen infizieren können. Umfassende Untersuchungen der Arbeitsgruppe von Joachim Denner am Robert Koch-Institut zur Virussicherheit, insbesondere die Entwicklung diagnostischer Verfahren und von Strategien zur Verhinderung der Übertragung von PERV, haben hier in den vergangenen Jahren wichtige Fortschritte erbracht.
Auch bei der Verringerung der Abstoßungsreaktionen, Hauptthema der von Bruno Reichart aus München koordinierten „DFG-Transregio-Forschergruppe Xenotransplantation“ gab es in den letzten Jahren wichtige Fortschritte. Bei dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Vorhaben sind bereits mehrfach gentechnisch veränderte Schweine entstanden, und weitere Strategien zur Verhinderung der Abstoßung werden entwickelt. So gewann Heiner Niemann von der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft erstmals in Deutschland Schweine mit drei verschiedenen menschlichen Proteinen, die die längerfristige Akzeptanz des fremden Gewebes verbessern sollen.
(RKI, 12.06.2006 – DLO)