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Medizin

Parabelflüge für die Stressforschung

Auswirkungen von Schwerelosigkeit auf Psyche und Immunsystem untersucht

Forscherteam untersucht Auswirkungen von Stress mithilfe von Parabelflügen © Uniklinikum München

Mithilfe von Parabelflügen untersuchen Mediziner zur Zeit die Auswirkungen von durch Schwerelosigkeit ausgelöstem Stress auf die Psyche und das Immunsystem des Menschen. Auch beim geplanten Aufenthalt des deutschen Astronauten Thomas Reiter in der Internationalen Raumstation ISS sollen die immunologischen Folgen fehlender Erdanziehung analysiert werden.

Mit den Erkenntnissen wollen die Mitarbeiter der Klinik für Anästhesiologie vom Klinikum der Universität München einerseits Patienten helfen, die infolge von Operationen oder der Behandlung auf einer Intensivstation erheblich gesteigertem Stress ausgesetzt sind und dadurch eine verringerte Infektabwehr zeigen – ähnlich der Reaktion des Menschen in der Schwerelosigkeit. Andererseits sollen präventive und therapeutische Strategien für Raumfahrtmissionen entwickelt werden, um heute noch nicht realisierbare Langzeitraumflüge aus medizinischer Sicht zu ermöglichen.

Blut und Urin sollen Stressfaktoren zeigen

"Dabei sollen, " so Dr. Alexander Chouker von der Klinik für Anästhesiologie des Klinikums der Universität München, "folgende Fragen geklärt werden: Erstens, führt wiederholte, kurzzeitige Schwerelosigkeit zu psychischem Stress, zweitens, wird dadurch das Immunsystem gehemmt und drittens, mit welchen Methoden lässt sich der Einfluss kurzzeitiger Schwerelosigkeit auf Stress induzierte Veränderungen des Immunsystems erfassen?"

Insgesamt werden Blut-,Speichel- und Urin-Proben von sechs Probanden vor und nach, sowie mehrfach während der Parabelflüge untersucht, um Auswirkungen auf die Infektabwehr zu kontrollieren. Darüber hinaus wird erstmalig geprüft, ob auch die von den Studienteilnehmern ausgeatmete Luft Hinweise auf etwaige Anpassungsvorgänge des Organismus direkt messen lassen.

Bereits in früheren Studien konnte gezeigt werden, dass extreme Lebensumstände – wie zum Beispiel simulierte Langzeitaufenthalte im All – und auch die Rückkehr ins normale Leben von ausgeprägten stressassoziierten, immunologischen Veränderungen gekennzeichnet sind.

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Internationale Raumstation ISS als „Stresslabor“

Darauf aufbauend läuft derzeit eine einmalige Studie auf der internationalen Raumstation ISS zur Untersuchung von psychischen, metabolischen und immunologischen Stressreaktionen bei russischen und europäischen Kosmonauten. Auch Thomas Reiter, der voraussichtlich ab September als erster Deutscher mehrere Monate in an Board der ISS verbringen wird, beteiligt sich an der medizinischen Studie.

Diese wissenschaftlich und logistisch äußerst aufwändige Studie wird in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) sowie der russischen Raumfahrtbehörde (RosKosmos) bis ca. 2007 durchgeführt. Dabei können zum ersten Mal die Langzeitauswirkung der Schwerelosigkeit auf stressassoziierte, immunologischen Veränderungen während einer Flugdauer von etwa sechs bis sieben Monaten auf der ISS analysiert werden.

Erkenntnisse für Patienten und für Raumfahrtmissionen

Basierend auf einem besseren Verständnis der Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf die Wechselwirkung von Psyche und Immunsystem könnten neue präventive und therapeutische Strategien entwickelt werden, um beispielsweise einen Langzeitraumflugt zum Mars medizinisch vorzubereiten und zu gestalten. Zudem können durch den Einsatz innovativer, nicht- invasiver Techniken (beispielswwiese die Analyse ausgeatmeter Luft) auch bisher kaum erforschte neurobiologische Stress-Systeme erstmals untersucht und den Resultaten "klassischer" Messmethoden gegenüber gestellt werden.

Der zu erwartende Erkenntnisgewinn über die Interaktion von Psyche und Immunsystem, einschließlich der dafür angewandten Meßmethoden, sollen schließlich auch für Patienten von Vorteil sein, die sich infolge von Operationen oder der Behandlung auf einer Intensivstation in einer Situation erheblich gesteigertem Stress befinden.

(Klinikum der Universität München, 29.05.2006 – NPO)

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