Mehr als 5.100 Tote, bis zu 20.000 Verletzte und mindestens 100.000 Obdachlose: So lautet die erste Bilanz von Behörden und Hilfsorganisationen rund zwei Tage nach dem schweren Erdbeben auf der indonesischen Insel Java.
Gegen sechs Uhr morgens Ortszeit hatte der Erdstoß mit einer Stärke von 6,3 auf der Richter-Skala am Samstag die dichtbesiedelte Küstenregion um die Provinzhauptstadt Yogyakarta heimgesucht und viele der Menschen im Schlaf überrascht. Das Epizentrum des Bebens lag nach Angaben des U.S. Geological Survey in Denver rund 20 Kilometer südlich der beliebten Touristenmetropole in einer Tiefe von 35 Kilometern.
Nach Angaben von Helfern sind in vielen Städten und Dörfern der Region bis zu 80 Prozent der Gebäude teilweise oder völlig zerstört. Die Krankenhäuser in der 500.000 Einwohner zählenden Stadt Yogyakarta konnten dem Ansturm der Verletzten nach der Katastrophe kaum gerecht werden. "Tausende Menschen sind in die vier großen Krankenhäuser von Yogyakarta eingeliefert worden", berichtet Natalia Caw, Mitarbeiterin bei der Diakonie Katastrophenhilfe. "Viele Patienten werden auf den Gängen und unter freiem Himmel behandelt."
500 Nachbeben und heftiger Regen
Mittlerweile sind Helfer aus verschiedenen Ländern auf Java eingetroffen. Die Suche nach Verschütteten und Toten wird behindert durch schwere Regenfälle und mittlerweile rund 500 Nachbeben, die teilweise eine Stärke von mehr als fünf auf der Richter-Skala erreichten.
Zudem musste der Flughafen von Yogyakarta aufgrund starker Beschädigungen der Start- und Landebahnen zeitweise gesperrt werden. Erst seit Sonntag können Hilfsflüge wieder direkt in der Katastrophenregion landen. Dringend benötigt werden nach Angaben von Ärzten und Hilfsorganisationen vor allem Zelte, Nahrungsmittel, sowie Schmerzmittel, Antibiotika und auch medizinisches Personal. Die Behörden haben für die Region einen dreimonatigen Notstand ausgerufen.
In einer ersten Schätzung rechnet die Indonesische Regierung mit Kosten von mehr als 100 Millionen US-Dollar für den Wiederaufbau der zerstörten Häuser sowie der Infrastruktur.
Tsunami-Warnung löst Panik aus
In Panik versetzt hatte die Menschen auf Java direkt nach dem Erdbeben zunächst die Angst vor einer erneuten Tsunami-Katastrophe, berichtet Uwe Müller, Projektleiter der Deutschen Welthungerhilfe, der zum Zeitpunkt der Katastrophe vor Ort war. "Eigentlich war nach dem Erdbeben in den weniger getroffenen Regionen sofort wieder Ruhe eingekehrt. Doch dann wurde über Mobilfunk eine Tsunami-Warnung verbreitet. Sofort brach Panik aus, die Menschen flohen Richtung Norden zu Fuß, mit Motorrädern oder Autos aus der Stadt hinaus. Der Schrecken seit dem großen Tsunami im Dezember 2004 sitzt den Menschen noch stark in den Knochen".
Tausende Küstenbewohner verbrachten deshalb die letzten beiden Nächte in den höher gelegenen Gebieten im Freien. Ein Tsunami blieb jedoch aus.
Yogyakarta liegt neben dem Vulkan Merapi, dem Forscher in diesem Monat einen schweren Ausbruch hervorgesagt haben.
500.000 Euro Soforthilfe für Erdbebenopfer in Indonesien
Das Auswärtige Amt in Berlin hat für Soforthilfemaßnahmen zugunsten der Opfer des Erdbebens auf der indonesischen Insel Java zunächst 500.000 Euro zur Verfügung gestellt. Bislang gibt es keine Hinweise darauf, dass auch Deutsche unter den Opfern der Katastrophe sind.
(Diakonie Katastrophenhilfe, Deutsche Welthungerhilfe, Bundesregierung online, 29.05.2006 – DLO)