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GeoUnion

Straßennamen für ein Emirat

Neues hochmodernes Adress- und Postleitzahlensystem für Ras Al Kaimah

Die City von Ras Al Khaimah © Heiko Schmid, Uni Heidelberg

Fragte man bisher im Emirat Ras Al Khaimah „Wo wohnst Du?“, so endete eine typische Wegbeschreibung nach mehreren Minuten mit: „… und gegenüber von dem Laden mit der grünen Sonnenmarkise wohne ich.“ Kein Wunder, wenn nur 40 der über 2.000 Straßen Namen tragen. Dies ändert sich jetzt, denn Kronprinz Sheikh Saud Al Qasimi beauftragte den Heidelberger Geographen Heiko Schmid, ein dem internationalem Standard entsprechendes System von Straßennamen, Adressen und Postleitzahlen zu entwickeln.

Anstoß für das Projekt war, dass der Herrscher bei einer Bestellung im Internet keine Postleitzahl angeben konnte. Daraufhin wurde ihm klar, wie wichtig ein solches System für die Infrastruktur eines modernen Landes ist.

Ras Al Khaimah, das nördlichste der Vereinigten Arabischen Emirate, hat etwa 165.000 Einwohner und erstreckt sich über 1.700 Quadratkilometer. Straßennamen gab es bisher nur wenige, Hausnummern und Postleitzahlen gar nicht. Dementsprechend wird die Post nicht zum Haus gebracht, sondern an Postfächer geliefert.

Das Zauberwort, das dies ändern soll heißt GIS – Geographisches Informations-System. „Ein solches System ist im Grunde ein vielschichtiges System in dem verschiedene Daten, untereinander verknüpft sind. Der Clou ist, dass allen Daten genaue Koordinaten zugeordnet sind, d.h. ich weiß genau, für welchen Ort, welche Straße, welches Gebäude die Daten gelten.“

Informationen aus verschiedenen Quellen

Detailausschnitt mit Straßen-, Gebäude- und Luftbildlayer © Heiko Schmid, Uni Heidelberg

Die Informationen stammen aus mehreren Quellen. „Zum einen haben wir hervorragende Luftbilder mit einer Auflösung von zum Teil unter einem Meter. Zum anderen lieferte die lokale Verwaltung digitale Informationen zu Gebäuden und Straßen.“ Insgesamt vier Monate waren Schmid und drei Studenten mit GPS, Laptop und Geländewagen vor Ort unterwegs, um die Daten zu ergänzen und zu überprüfen. Nur so ist sichergestellt, dass alle Gebäude im Adresssystem erfasst sind.

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„Wir wollten ein logisches System entwerfen. So verlaufen zum Beispiel die Grenzen der 30 Postleitzahlengebiete entlang natürlicher Grenzen, wie Wadis, Gebirgsrücken oder Straßenverläufen. Außerdem sind ihre Gebietsgrößen an der Bevölkerungsdichte ausgerichtet.“ Vorgeschlagen haben die Wissenschaftler u. a. thematische Straßennamen, zum Beispiel ein ganzes Viertel mit arabischen Städten. „Ob ein solches System genutzt wird, hängt ja immer auch davon ab, dass sich die Menschen damit identifizieren. Und das geht in der Beiruter Straße leichter als in Straße Nr. 327.“

Ein Geographisches Informationssystem für die Stadtverwaltung

Heidelberger Projektteam © Heiko Schmid, Uni Heidelberg

Das Heidelberger Projektteam führt derzeit das Geographische Informationssystem in der Stadtverwaltung von Ras Al Khaimah ein. „Wenn in naher Zukunft alles läuft, kommt die Post direkt ins Haus, weiß der Kurier wohin sein Paket muss und wie er am schnellsten dorthin fährt. Der Tourist plant seine Route von Moschee über Bazar zu Restaurant bequem zu Hause. Außerdem sieht die Notrufzentrale auf Knopfdruck welcher Krankenwagen am nächsten am Patienten dran ist und wie er ihn am schnellsten erreicht – und bei Bauarbeiten muss künftig der Baggerfahrer nicht mehr fürchten eine Gas- oder Wasserleitung anzugraben.“

Die Möglichkeiten sind vielfältig – doch bis ein GIS alle ausschöpft, kann es mehrere Jahre dauern. „Heidelberg, einer der Vorreiter in Deutschland, hat 1990 angefangen ein GIS aufzubauen. Es handelt sich immer um einen Prozess, da die Informationen ständig aktualisiert werden müssen. Aber im Endeffekt hat man ein effektives Werkzeug, das nicht nur Planung und Verwaltung einfacher macht, sondern auch im Leben des Einzelnen einen großen Unterschied machen kann. Und wenn es nur ist, dass er jetzt seine Post schneller bekommt, nicht fünf Mal über das Handy anrufen muss, bis er den Ort seiner Verabredung gefunden hat oder reibungslos über das Internet bestellen kann.“

(Universität Heidelberg, 24.05.2006 – Kirsten Achenbach, DFG-Forschungszentrum Ozeanränder)

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