Anzeige
Geowissen

Rätsel des „wandernden Berges“ gelöst

„Dampfkochtopf“ im Untergrund versetzte Berg um 100 Kilometer

Der "wandernde Berg": Heart Mountain in Wyoming © NASA GSFC

Wer Berge versetzt, versucht das sprichwörtlich Unmögliche. Doch vor rund 50 Millionen Jahren geschah genau dies: Der Heart Mountain an der Grenze zwischen den amerikanischen Bundesstaaten Montana und Wyoming veränderte seinen Standort um rund 100 Kilometer nach Südwesten. Der „wandernde Berg“ ist heute der größte bekannte Versatz einer Landschaftsform überhaupt. Eine mögliche Erklärung für dieses rätselhafte Phänomen haben jetzt Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Geology veröffentlicht.

Vor rund 50 Millionen Jahren setzte eine Periode der Bergauffaltung entlang des westlichen Rands des Bighornbeckens in Wyoming ein. Gleichzeitig häuften sich Vulkanausbrüche in diesem Gebiet, ihre Spuren sind heute erhalten in der Kette der erloschenen Vulkane der Absaroka Range. Zu einem bestimmten Zeitpunkt dann löste sich plötzlich eine gewaltige, kilometerbreite Schicht Kalkstein und rutschte südlich ab Richtung Bighornbecken. Mit ihnen auch der Heart Mountain.

Doch was löste den gewaltigen Gesteinsrutsch aus? Ein Erdbeben? Ein Vulkanausbruch? Geologen und Geophysiker weltweit versuchen seit langem, das Rätsel dieser Bergbewegung zu lösen und seine genauen Ursachen herauszufinden. Jetzt haben Einat Aharonov vom Weizmann Institute und Mark Anders von der Columbia University in New York eine Erklärung gefunden und publiziert.

Ihre Erklärung basiert auf Eruptivgängen – senkrechten Spalten im Gestein, die sich mit heißer Lava aus der Tiefe der Erde füllen. Im Heart Mountain reichten diese Gänge drei Kilometer weit in die Tiefe und boten der Lava damit einen direkten Zugang zum porösen, wasserhaltigen Kalkstein. Und genau hier könnte die Ursache für den Abrutsch liegen: Denn die heiße Lava muss das Wasser im Kalkstein auf extreme Temperaturen aufgeheizt und so hohen Druck erzeugt haben.

Basierend auf der Anzahl der Eruptivgänge im Berg und ihrer Struktur entwickelten die Wissenschaftler ein mathematisches Modell, mit dessen Hilfe sie die Temperaturen und Drücke berechnen konnten, die damals tief unter dem Fundament des Berges entstanden sein müssen. Die Ergebnisse zeigten, dass die eindringende heiße Lava das im Untergrund enthaltene Wasser in einen gigantischen Dampfkochtopf verwandelt haben muss – mit genügend Druck, um den gesamten Berg von seinem ursprünglichen Standort loszusprengen und um rund 100 Kilometer weit zu versetzen.

Anzeige

(American Committee for the Weizmann Institute of Science, 17.05.2006 – NPO)

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

News des Tages

Diaschauen zum Thema

keine Diaschauen verknüpft

Dossiers zum Thema

Kalk - Über eine ungewöhnliche Allianz aus Wasser und Stein

Bücher zum Thema

Berge aus dem All - vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (Hrsg).

Der bewegte Planet - Eine geologische Reise um die Erde von Richard Fortey

Landschafts formen - Unsere Erde im Wandel von Harald Frater

Top-Clicks der Woche