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Umwelt

Spanien: Subventionierter Wasserklau?

WWF will EU-Zahlungen an das Erfüllen von Umweltstandards koppeln

Mehr als eine halbe Million illegale Brunnen versorgen Spaniens Bauern mit Wasser, das sagen die offiziellen Erhebungen des Umweltministeriums in Madrid. Mit dem gestohlenen Wasser wird ein Sechstel der landwirtschaftlichen Fläche des Landes bewässert. So wird unter anderem die Reis-, Baumwoll- und Olivenernte durch die illegale Bewässerung nach oben geschraubt. Der WWF kritisiert, dass die gegenwärtige Praxis nicht nur geduldet, sondern sogar noch subventioniert werde. Die spanischen Bauern erhalten pro Jahr rund 6,6 Milliarden Euro an direkten und indirekten Beihilfen aus EU Töpfen.

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Die illegale Wasserentnahme hat daran nichts geändert. Recherchen des WWF ergaben, dass 2005 im gesamten Land nur einem Landwirt Gelder gestrichen wurden, weil er seine Felder aus illegalen Quellen bewässert hatte.

„Kein Frosch trinkt den Teich aus, indem er lebt. Leider ist diese simple Erkenntnis in der Agrarpolitik noch immer nicht angekommen“, kritisiert Guido Schmidt, Leiter des Wasserbereichs beim WWF Spanien. Er fordert eine Kopplung der Zahlungen an Umweltstandards. Nur so könne gewährleistet werden dass der Wasserdiebstahl nicht auch noch mit Steuergeldern belohnt werde. Überdies gelte es, die Kontrollen zu verschärfen.

Die EU habe zwar im vergangenen Jahr die Auszahlung von Direktzahlungen an die Einhaltung von Umweltstandards geknüpft, doch die Umsetzung lasse zu wünschen übrig. In Spanien müssen die Bauern nur mit Einbußen rechnen, wenn sie Wasservorkommen anzapfen, die gesetzlich als „übernutzt“ ausgewiesen sind.

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Keine Zahlungen bei Wasserklau

Dem WWF ist das zu wenig. Angesichts der enormen Wasserknappheit müsse jegliche illegale Wasserentnahme zu einem Verlust der Zahlungen führen. „Spanien braucht eine Wasserwende“, betont Guido Schmidt. Der Wasserexperte des WWF befürchtet, dass sich die Situation in den kommenden Jahren noch verschärfen könnte. 2005 war in vielen Regionen der iberischen Halbinsel das trockenste Jahr seit über 100 Jahren.

Klimamodelle verheißen nichts Gutes. Demnach ist in den kommenden Jahren mit einer Verschärfung der Situation zu rechnen. Vor diesem Hintergrund sei ein sorgfältiger Umgang mit den knappen Ressourcen unverzichtbar. Rund 80 Prozent des Süßwasserverbrauchs gehe auf das Konto der Landwirtschaft. Die Überproduktion gehe voll auf Kosten der Natur. Böden versalzen und einmalige Naturparadiese gehen verloren. Der WWF fordert, Subventionen aus dem EU-Haushalt nur für eine Landwirtschaft auszugeben, die konsequent auf Wassersparen setzt.

(WWF, 12.05.2006 – DLO)

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