Die Grabkammern der alten Ägypter sind von unschätzbarem Wert für Archäologen und eine Herausforderung für Restauratoren. Forscher der Fraunhofer-Gesellschaft haben jetzt eine neue Methode zur Reinigung der Kunstdenkmäler entwickelt, die sich in den Ruhestätten von Pharaonen oder hohen Beamten befinden. Mit Laserlicht entfernen sie auf „sanfte“ Weise den Schmutz der Jahrtausende von den Wänden.
Wenn Neferhotep das sehen könnte: 3.300 Jahre nach seinem Tod kommt ein Forscher in seine mit Wandmalereien, Steinskulpturen und Reliefs verzierte Grabkammer, richtet einen Lichtstrahl auf die Wand und schon löst sich der Schmutz der Jahrtausende. Michael Panzner vom Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik IWS in Dresden ist der erste Wissenschaftler, der in einer ägyptischen Grabkammer einen Laser zur Reinigung einsetzt. Neferhotep war der oberste Schreiber, der im Tempel des Gottes Amun unweit des Tals der Könige seinen Dienst erfüllte.
"Die Darstellungen an den Wänden sind von unschätzbarem Wert, denn sie verraten uns vieles über das Leben eines hohen Beamten", erklärt die Restauratorin Birte Graue. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen Susanne Brinkmann und Christina Verbeek sucht sie in diesem Projekt neue Methoden zur Oberflächenreinigung von Grabkammern. Der Physiker Michael Panzner unterstützt das Team dabei.
Pionierarbeit auf wenigen Millimetern
Ausgerüstet mit einem mobilen Laser stieg der Fraunhofer-Forscher in Neferhoteps Grabkammer und begann an einem nur wenige Millimeter schmalen Wandstreifen mit der Pionierarbeit. "Das Reinigen von Kunstdenkmälern mit Laserlicht ist in mehrfacher Hinsicht eine Herausforderung", erklärt Panzner. "Weil sie einzigartig sind, dürfen sie auf gar keinen Fall beschädigt werden. Dazu kommt, dass jeder Untergrund, ob Putz, Mörtel oder Stein, spezifische physikalische Eigenschaften hat und entsprechend auf das Laserlicht reagiert." Die Kunst besteht darin, Frequenz, Pulsenergie und Pulsdauer so zu einzustellen, dass der Schmutz entfernt wird, die Farbe und der Untergrund hingegen erhalten bleiben.
"Wir haben uns an diese Probleme vorsichtig herangetastet", sagt Panzner. Er behandelte die Testfelder an der Grabkammerwand zunächst mit Laserparametern, die einen sehr geringen Energieeintrag in die Oberfläche verursachten. Nach jedem Durchgang begutachteten er und die Restauratorinnen das Ergebnis durch ein Mikroskop. Dann wurden die Parameter schrittweise geändert, bis die optimale Einstellung für eine schädigungsfreie Reinigung gefunden war.
Das Ergebnis kann sich im wahrsten Sinn des Wortes sehen lassen: "Die Technik ist prinzipiell geeignet, um Verschmutzungen in altägyptischen Gräbern zu entfernen", resümiert Verbeek. "Wenn man weiß, was der Laser zu leisten vermag, seine Stärken und Schwächen kennt, ist er eine hervorragende Ergänzung zu den mechanischen und chemischen Restaurierungsmethoden."
(idw – Fraunhofer-Gesellschaft, 09.05.2006 – DLO)