Bei Menschen, die mit dem Magenbakterium Helicobacter pylori infiziert sind, steigt das Magenkrebsrisiko auf das Fünffache – zumindest, wenn sie viel Fleisch essen. Zu diesem Ergebnis sind jetzt Wissenschaftler bei der Auswertung der Daten der so genannten EPIC-Untersuchung gekommen.
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Studienteilnehmer aus zehn europäischen Ländern geben seit 1992 im Rahmen von "EPIC" (European Investigation into Cancer and Nutrition) Auskunft über ihre Ernährungsgewohnheiten und Lebensumstände. Diese Daten werden auf ihren Zusammenhang mit dem Auftreten neuer Krebsfälle bei den Teilnehmern untersucht.
Unter Federführung des spanischen Studienzentrums Barcelona publizierten die EPIC-Epidemiologen nun die Auswertung der Daten zu Fleischverzehr und Magenkrebs. Dabei werteten sie getrennt Krebsfälle im Magen und im Bereich des Mageneingangs (Kardia). Die Analyse stützt sich auf 330 Fälle, die seit Beginn der Studie bei den Teilnehmern neu diagnostiziert wurden.
100 Gramm Fleisch täglich sind zu viel
Pro 100 Gramm täglichem Verzehr von Fleisch und Fleischprodukten errechneten die Wissenschaftler eine Risikosteigerung für Magenkrebs von 252 Prozent. Betrachteten die Forscher isoliert diejenigen Patienten, bei denen eine Infektion mit dem Magenbakterium Helicobacter (H.) pylori nachweisbar war, so wurden die Werte noch deutlicher: Hier steigern 100 Gramm Fleisch und Fleischprodukte pro Tag das Magenkrebsrisiko auf das Fünffache.
Bei nichtinfizierten Personen fanden die Forscher keinen signifikanten Zusammenhang zwischen Fleischverzehr und Magenkrebs. Ebenso wenig zeigten sich solche zwischen Fleischverzehr und Krebserkrankungen im Bereich des Mageneingangs. Hier besteht nach bisheriger Kenntnis auch kein Zusammenhang zwischen Krebs und H. pylori-Infektionen. Der Verzehr von Geflügel beeinflusst das Magenkrebsrisiko nicht.
Ursachen für die Fleischwirkung bisher unbekannt
Die biologischen Hintergründe, die Fleisch zu einem Kofaktor bei der Entstehung von Magenkrebs durch Helicobacter machen, sind noch nicht abschließend erforscht. "Fleisch ist ein wichtiger Eisenlieferant – Helicobacter wiederum ist auf ausreichende Eisenversorgung angewiesen. Das Eisen der Häm-Gruppe fördert außerdem die Bildung von krebserregenden N-Nitrosoverbindungen wie z. B. Nitrosaminen.
Daneben enthalten gepökelte Produkte viel Salz und Nitrit – möglicherweise fördert erst die Kombination mehrerer Faktoren einen chronischen Entzündungsprozess und erhöht so das Krebsrisiko", fasst PD Dr. Jakob Linseisen, Leiter des EPIC-Studienzentrums im Deutschen Krebsforschungszentrum, den Stand der Diskussion zusammen.
Magenkrebs ist weltweit die zweithäufigste Krebstodesursache. In Deutschland gehen die Neuerkrankungsraten seit Jahren zurück. Trotzdem liegt Magenkrebs mit 11.844 Todesfällen im Jahr 2003 noch immer auf Platz vier (Männer) beziehungsweise Platz sechs (Frauen) der Krebstodesursachen.
(idw – Deutsches Krebsforschungszentrum, 04.05.2006 – DLO)