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Umwelt

Ölpest im Eis?

WWF-Studie: Shell-Konzern auf Ölunfälle vor der russischen Küste nicht vorbereitet

Grauwal © WWF / Phillip Colla

Der Shell-Konzern will das größte Öl- und Gasförderprojekt der Welt vor der Insel Sachalin im russischen Fernen Osten ohne ausreichende Sicherheitsmaßnahmen betreiben. Darauf hat jetzt der WWF hingewiesen. Eine neue Studie der Umweltorganisation zeigt, dass es keine Mittel gibt, einen Ölunfall während der langen Wintermonate wirksam zu bekämpfen. Das Öl- und Gasförderprojekt „Sachalin II“ verläuft unmittelbar durch die Nahrungsgründe der vom Aussterben bedrohten Westpazifischen Grauwale.

„Shell riskiert das Ende der Grauwale und der einmaligen Küstennatur im Ochotskischen Meer“, so WWF-Experte Volker Homes. Die Naturschützer fordern deshalb die in London ansässige die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) auf, einen von Shell angeforderten Kredit für den Weiterbau von „Sachalin II“ abzulehnen.

Das Meeresgebiet um Sachalin ist jedes Jahr zwischen November und Mai ganz oder teilweise von Eis bedeckt. Bei einer Bedeckung zwischen 30 und 70 Prozent, so die WWF-Studie, gibt es derzeit keine Möglichkeit, das Öl sicher zu entfernen. Alle gängigen Methoden laufen unter diesen Bedingungen ins Leere. Seegang, Sichtverhältnisse, Meeresströmung und die Temperaturen können die Arbeiten zusätzlich erschweren. Trotzdem besteht Shell darauf, das ganze Jahr über Öl- und Gas zu fördern.

Wirkungsvolle Ölpestbekämpfung unmöglich?

Selbst bei gutem Wetter und unter Einsatz moderner Technologien sei die Eisbedeckung etwa ein Fünftel des Jahres so dicht, dass die wirkungsvolle Bekämpfung einer Ölkatastrophe unmöglich sei, stellt der WWF fest. Zudem ist umstritten, wie schnell ein Unfall im Eis bemerkt werden kann. „Selbst Shell geht von einem 24prozentigem Unfallrisiko während der Laufzeit von Sachalin II aus“, berichtet Homes. „Angesichts dieses enormen Risikos fordert der WWF einen sofortigen Baustopp, bis die Gefahren für Wale und Umwelt gebannt sind.“

„Die Europäische Entwicklungsbank darf den ökologischen Kamikaze-Kurs von Shell nicht unterstützen“, fordert Homes. „Das wäre auch ein falsches Signal an weitere potenzielle Geldgeber.“ In Kürze will die EBWE über die Vergabe eines großen Kredits für das 20-Milliarden-Dollar-Projekt entscheiden. „Sachalin II“ wird von der „Sakhalin Energy Investment Company“ (SEIC) betrieben, deren Haupteigner Shell ist.

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Das Projekt umfasst unter anderem eine 800 Kilometer lange Pipeline und eine Offshore-Ölplattform, von der bereits der Sockel installiert ist. Eine weitere Plattform fördert schon seit 1998 Öl – allerdings nur in den eisfreien Sommermonaten. Von den gefährdeten Westpazifischen Grauwalen gibt es vermutlich nur noch etwa 100 Tiere, darunter wenig mehr als 20 fortpflanzungsfähige Weibchen. Die bis zu 35 Tonnen schweren Wale halten sich im Sommer im Öl- und Gasfördergebiet im Norden Sachalins auf. Neben der Gefahr einer Ölpest ist es vor allem der Bau- und Betriebslärm, der die empfindlichen Meeressäuger bedroht.

(WWF, 02.05.2006 – DLO)

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