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Biologie

Kettensägen gegen Heilpflanzen

WWF warnt vor Ausrottung unentdeckter Heilkräuter auf Borneo

Heilpflanzen, die Linderung bei Krebs, AIDS und Tuberkulose versprechen, wurden im Dschungel von Borneo bereits gefunden. Viele weitere Wirkstoffe warten dort vermutlich noch auf ihre Entdeckung. Ob die Mittel aus der „Regenwald Apotheke“ je zum Einsatz kommen, ist einem neuen WWF-Report zufolge jedoch mehr als fraglich. Mit der Abholzung der letzten indonesischen Regenwälder gehe, so die Umweltschutzorganisation, zugleich eine medizinische Schatzkiste für immer verloren.

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Allein auf Borneo wird pro Minute eine Fläche von mehr als drei Fußballfeldern abgeholzt. Mit den Urwaldriesen verschwinden nicht nur Orang-Utans, Waldelefanten und andere Waldbewohner, sondern auch unzählige Pflanzen. Die Möglichkeit, dass darunter Heilpflanzen gegen tödliche Krankheiten sind, ist nach Einschätzung des WWF hoch. Der jetzt vorgelegte Report liefert weitere Argumente für die Einrichtung eines internationalen Schutzgebietes im Herzen der Insel.

„Zahlreiche Pflanzen werden ausgestorben sein, bevor man ihren Nutzen erkannt und ihre Wirkstoffe erforscht hat“, befürchtet Markus Radday, Waldreferent vom WWF Deutschland. Wenn die Waldvernichtung auf Borneo nicht sofort gestoppt werde, werden die artenreichen Tieflandregenwälder der Insel bis zum Jahr 2012 vernichtet sein.

Noch bergen sie jedoch jede Menge Geheimnisse. Auf Borneo wurden in den vergangenen 25 Jahren 422 neue Pflanzenarten entdeckt. Das medizinische Potenzial vieler dieser Gewächse ist enorm. Ein Beispiel ist der Bintangor-Baum. Aus dessen Blättern konnten Pharmakologen den Wirkstoff „Clanolid A“ gewinnen. Der Stoff hemmt die Ausbreitung des HIV-Virus und bremst zugleich den Ausbruch von Tuberkulose, eine Krankheit, an der viele AIDS-Patienten leiden. Nach der klinischen Prüfung könnte der Wirkstoff Millionen Menschen helfen.

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Raubbau an der Natur durch sanfte Medizin?

„Auch wenn der Weg aus den Laboren in die praktische Anwendung Jahre dauern kann und nicht immer gelingt, macht das Beispiel deutlich, dass wir mit den Regenwäldern auch die Hoffnung vieler Kranker zerstören“, erläutert Susanne Honnef, Heilpflanzenexpertin beim WWF Deutschland. Der medizinischen Forschung werde quasi ein Standbein abgesägt. Heilpflanzen gewinnen weltweit auch ökonomisch an Bedeutung. Weltweit wird jährlich Rohmaterial im Wert von rund 1,2 Milliarden Euro gehandelt.

Etwa 50.000 bis 70.000 Pflanzen sorgen in Tropfen, Salben oder Tees für Linderung bei einer ganzen Palette von Leiden. Damit auch in Zukunft noch gegen jedes Leiden ein Kraut gewachsen ist, setzt der WWF auf eine Doppelstrategie. Zum einen müsse der Schutz der Natur verbessert werden, um auch die unentdeckten Wirkstoffen zu bewahren. Zudem gelte es, die Nutzung von Wildpflanzen nachhaltig zu gestalten. Leider führe der wachsende Bedarf nach sanfter Medizin immer häufiger zu Raubbau an der Natur.

(WWF, 28.04.2006 – DLO)

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