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Medizin

Stammzellen als „Keimzelle“ für Brustkrebs?

Dreidimensionale Brustzell-Kulturen sollen Zusammenhang klären

In letzter Zeit haben Mediziner immer mehr Hinweise darauf gefunden, dass Stammzellen beim Krebs eine Rolle spielen. So sollen in der menschlichen Brust bis zu 20 Prozent aller Tumore ihren Ausgangspunkt in Stammzellen haben. Forscher von der Icelandic Cancer Society und der Faculty of Medicine der University of Iceland haben jetzt dreidimensionale Brustzell-Kulturen gezüchtet, um unerwartete Zusammenhänge zwischen diesen Stammzellen und bösartigen Gewebeveränderungen zu erklären.

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Diese Stammzellen, so meinte Valgardur Sigurdsson während der EuroSTELLS Conference in Venedig könnten Gegenstand der Krebsbehandlung werden und zu neuen Therapien führen, die dem Krebs an der Wurzel den Garaus machen. Die Forscher hoffen, dass sie auch nützliche Werkzeuge für die Prüfung neuer Wirkstoffe sein könnten.

"Man hat schon länger die Vermutung, dass es eine Stammzellenpopulation in der menschlichen Brustdrüse gibt", sagte Sigurdsson. Die Brust einer nie schwanger gewesenen Frau weist wesentliche Unterschiede zu einer voll entwickelten, Milch produzierenden, Brust auf. Mit der so genannten Laktation entwickelt sich die Brust völlig unterschiedlich. Nachdem dieses Stadium vorüber ist, entwickelt sie sich zurück.

Dieser Zyklus der Proliferation, Differenziation und Apoptose findet auch mit jedem Menstruationszyklus und, in einer dramatischeren Form, während der Schwangerschaft statt. "Das hat unsere Aufmerksamkeit erregt und unsere Forschungen angetrieben", unterstrich Sigurdsson.

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Brustkrebs im „Milchgewebe“

Brustkrebs tritt fast immer im so genannten Luminalepithelkompartiment, das auch für die Milchproduktion sorgt, auf. So ist es vielleicht nicht überraschend, dass in diesem Kompartiment Stammzellen zu finden sind. Im Jahr 2002 gelang es dem Wissenschaftler Thorarinn Gudjonsson, dem Leiter des aktuellen Forscherteams, Zellen mit Stammzelleigenschaften aus der menschlichen Brust zu isolieren.

Gudjonsson immortalisierte diese Zellen und züchtete sie in einer dreidimensionalen Matrix, einer Nachbildung des echten, lebenden Gewebes. Biologen haben sich lange auf zweidimensionale Zellkulturen als dem fundamentalen Werkzeug ihrer Zunft verlassen. Es besteht aber ein gewaltiger Unterschied zwischen einer flachen Zellschicht und dem Kultivieren von Zellen in drei Dimensionen.

3-D Zellkultur mit vielen Vorteilen

Die isländischen Forscher verwendeten die 3-D Zellkultur nachdem sie erkannten, wie stark der Einfluss des Zellkontexts ist. "Wir sind in der Lage, eine 3-D Bruststruktur ähnlich der, die wir in vivo vorfinden, aufzubauen", meinte Gudjonsson.

"In diesen Zellen können das Zusammenwirken und die Signalwege zwischen den Zellen während der Morphogenese und bei der Krebsprogression analysiert werden." Nun wollen die isländischen Forscher ihre Bemühungen darauf konzentrieren, herauszufinden, wie Endothelzellen Signale an Stammzellen in der normalen Brustformation und im Krebs übertragen. In Zusammenarbeit mit anderen isländischen Forschern wird das Gudjonsson Labor nun die Rolle der Tyrosinkinaserezeptoren sowie der davon ausgehenden Signalereignisse enträtseln.

Die Vorteile der 3-D Feststellungen sind nach Angaben der Wissenschaftler vielfältig. "Das ist ein nützliches System für das Screening und das Prüfen von neuen Wirkstoffen sowie für das Verständnis der Krebsprogression", meint Gudjonsson.

(European Science Foundation (ESF), 26.04.2006 – DLO)

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